Weichgrund – Zeichentechniken

Weichgrund – Zeichentechniken

Für die Zeichnung auf Weichgrund wird die Druckplatte mit einem Wachsartigen Überzug versehen, der sich leicht von der Druckplatte ablösen lässt. Dies geschieht entweder durch direktes Zeichnen, oder dadurch, dass ein Zeichenpapier auf die Platte gelegt wird und man darauf zeichnet. Auf der Rückseite des Papieres bleibt dadurch der „Vernis mou“ haften und die Stelle wird auf der Druckplatte für die Ätzung freigelegt.

Andere Begriffe

Weichgrundätzung (dt.) – Vernis mou (frz.), Soft ground etching (engl.), Vernice molle (ital.), Lágyalap (ungar.)

Vorzeichnen für Weichgrund-Ätzung

Zeichnen Sie mit einem weichen Bleistift auf der gereinigten, nicht entfetteten Platte vor oder pausen Sie eine Zeichnung mit Kohlepapier auf die Platte auf. Damit der Graphit besser hält, können Sie die Platte leicht anrauen. Nach dem Abdecken mit Weichgrund ist die Zeichnung durch den Abdecklack hindurch sichtbar und Sie können die Platte mit der Nadel freilegen. In der Regel arbeiten Sie jedoch indirekt – auf einem über die Platte gelegten Papier. Beim Zeichnen haftet der Weichgrund durch den Druck auf der Papierrückseite und lässt sich so von der Platte abziehen.

Weichgrund - Ätzung von Félicien Victor Joseph Rops
Félicien Victor Joseph Rops (Belgium, Namur, 1833-1898): Maturité 1887 Weichgrundätzung, via Wikimedia Commons

Freies Zeichnen / Federzeichnungsmanier

In den Vernis mou können Sie mit Zeichenfedern, Rohr- oder Kielfedern direkt zeichnen. Damit können Sie den Duktus einer Federzeichnung auf die Druckplatte übertragen.
Als Radierwerkzeuge können auch sehr weiche Gegenstände dienen: Knochen, Holzspäne, Kaktusdornen, Leder-, Horn- oder Metallkämme.
Weil Sie die Platte nicht anfassen können, sind Sie gezwungen, mit sehr freiem Strich zu zeichnen. Eine Radierbrücke, wie sie auf Seite 5 beschrieben ist, leistet hier gute Dienste. Arbeiten Sie mit sehr weichem Werkzeug, das zwar den Lack, aber keinesfalls die Plattenoberfläche verletzt, können Sie unerwünschte Zeichnungsteile wieder mit Lack überdecken bzw. verschmieren. Die Zeichnung wird erst mit der Ätzung auf der Platte fixiert. Breitere Striche müssen, damit sie druckbar sind, vor der Ätzung mit einer Aquatintakörnung versehen werden.

Pinselzeichnung in Vernis mou

In Weichgrund kann man mit einem Borstenpinsel zeichnen. Eine unterlegte Aquatinta ist empfehlenswert.

Pinselstruktur in Weichgrund
Baumstruktur / Borstenpinsel in Weichgrund – © Wolfgang Autenrieth, 1982

Bleistiftradierung

Mit einem Bleistift zeichnet man wie mit einer Radiernadel auf einem Papier, das über einem dünnen Ätzgrund / Weichgrund gelegt ist. Der Weichgrund wird abgehoben, die Papierstruktur ergibt das Raster. Das Ergebnis wird wesentlich weicher.

Schabloniertechnik

Reizvolle Ergebnisse erhalten Sie, wenn Sie mit Borstenpinseln unterschiedlicher Strichstärke in den Vernis Mou / Weichgrund malen oder stupsen. Für größere Flächen können Sie auch einen Besen verwenden. Dieses Stupsen kann durch Schablonen hindurch erfolgen. Die Schablone darf dabei jedoch keinen direkten Kontakt mit der Plattenoberfläche haben, weil dies unbeabsichtigte Verletzungen der Lackschicht ergibt.

Schablonen schneiden Sie mit einem Skalpell aus einer starken Pappe. Legen Sie Drähte bzw. Holzleistchen als Abstandshalter quer darunter. Die Schablone darf die Platte nicht berühren, da sie sonst den Weichgrund beschädigt.

Wolfgang Autenrieth – „Mondnacht“ (1982) Weichgrundätzung in Spray-Skiwachs, Gräser, Korken und Papiertücher [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

 



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

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