Geschichte der Cyanotypie

Die Anfänge der Cyanotypie – ein Handout

Den folgenden Text über die Grundverfahren und die Geschichte der Cyanotypie hatte ich als Handout zur Schulkunstausstellung „IMTA 2013“ verfasst:

Im Jahr 1842 entwickelte der englische Naturwissenschaftler und Astronom Sir John Herschel dieses Verfahren. Die Cyanotypie war das dritte Verfahren nach der Daguerreotypie und Talbotypie / Kalotypie zur Herstellung von stabilen fotografischen Bildern.

Anna Atkins, eine britische Naturwissenschaftlerin, machte diese fotografische Technik durch ihre Bücher bekannt, in denen sie Farne und andere Pflanzen mit Cyanotypien dokumentierte. Sie gilt durch diese frühe Anwendung als erste Fotografin.

Anna Atkins woodhorsetail cyanotype.jpg
Cyanotypie Photogramm eines Equisetum sylvaticum von Anna Atkins und Anne Dixon, 1853, Public Domain via commons.wikimedia

Künstlerisch stand die Cyanotypie immer etwas im Abseits und sie wurde lange Zeit nicht zu den fotografischen Edeldruckverfahren gezählt – zur Vervielfältigung von Plänen war die Cyanotypie jedoch seit 1870 weit verbreitet. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „Blaupause“ bzw. „Blueprint“.

Durch die Diazotypie (Ozalid®-Kopie) wurde die Cyanotypie dann als Methode der Zeichnungskopie vor dem Zweiten Weltkrieg abgelöst.

Verfahren

20 gr Kaliumferricyanid und 50 gr grünes Ammoniumeisen-(III)- citrat werden jeweils in 500 ml destilliertem Wasser aufgelöst. Da Ammoniumeisencitrat zum Schimmeln neigt, gibt man einige Tropfen Konservierungsmittel für Fruchtsäfte (Peka) hinzu. Beide Lösungen werden dunkel und kühl aufbewahrt – sie zersetzen sich unter Lichteinwirkung.

Vor dem Beschichten mischt man die Lösungen im Verhältnis 1:1. Die Mischung bleibt im Dunkeln einige Tage haltbar. Saugfähiges Papier (hier: Inkjet-Papier) wird in dieser Mischung gebadet bzw. mit einem Schwämmchen getränkt und getrocknet. Beim Trocknen wird die Beschichtung lichtempfindlich.

Die Belichtung erfolgt unter einem Schatten werfenden Gegenstand als Fotogramm oder unter einem fotografischen Negativ durch UV- oder Sonnenlicht. In der Sonne beträgt die Belichtungsdauer 6 – 12 Minuten, an einem bedeckten Tag 10 – 100 Minuten, am Tageslichtprojektor im Kontakt 10 Min, in der Projektion mit einem Tageslichtprojektor mehrere Stunden.

Durch Licht wird die Eisenverbindung zweiwertig und wasserunlöslich – es entsteht der Farbstoff Berliner Blau. Die unbelichteten Teile lassen sich mit Wasser auswaschen.

Badet man das Bild im Anschluss in 0,2%-iger Wasserstoffperoxid-Lösung verstärkt sich die tiefblaue Färbung. Wasserstoffperoxid ist in dieser Konzentration ungiftig.

Der Farbton kann durch Baden in Tannin, Oolong-Tee, Katzenurin (ja… so funktioniert Alchemie!) oder Pyrogallol verändert werden.

weiter mit Fotogramm / Naturselbstdruck

Fachliteratur



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

Sitemap / Inhaltsverzeichnis   Wege zum Buch   Kontakt

– Mit einem Einkaufswagen (🛒 ➜) sind Affiliate-Links gekennzeichnet. Falls Sie über diesen Link dort einkaufen, erhalte ich eine geringe Provision, mit der ein Teil der Unkosten dieses Webangebots gedeckt wird.
– Mit einem grünen Pfeil ➥ sind Verweise zur Wikipedia gekennzeichnet
– Eventuell kommen Ihnen Teile dieser Website aus der Wikipedia bekannt vor. Zahlreiche Artikel zum Themengebiet habe ich für die Wikipedia (mit-)verfassst oder von meiner Website übertragen.