5. Aquatinta – die Flächentechnik für Radierungen
Themen dieser Teilseite
Der Aquatinta kommt bei den Radiertechniken eine besondere Rolle zu, weil sie DIE Methode ist, homogene Flächen in verschiedenen Grautönen drucken zu können. Die Erfindung der Aquatinta-Radierung wird ➥ Jean Baptiste Le Prince (1734-1781) zugeschrieben. Siehe dazu auch das Kapitel zur ➥ Kunstgeschichte der Radiertechniken.
Unterkapitel
Es folgt eine kompakte Zusammenfassung der jeweiligen Unterkapitel dieses Themengebietes.
Genauere Informationen sind im jeweiligen Unterkapitel nachzulesen, das durch einen Klick auf die „Headline“ aufgerufen wird.
➥Das Prinzip der Aquatinta
Die Aquatinta ist ein Tiefdruckverfahren, bei dem rasterartig aufgerasterte Flächen erzeugt werden, um Druckfarbe zu halten – reine glatte Flächen würden beim Wischen keine Farbe mehr zurücklassen. Die Technik basiert darauf, eine dünne Staubschicht aus Harz (z. B. Kolophonium oder Asphalt) aufzubringen, einzubrennen und dann selektiv mit Abdecklack zu arbeiten. Nach dem Ätzen entsteht ein Netzwerk feiner Vertiefungen, die je nach Ätztiefe unterschiedliche Graustufen ermöglichen. Die Arbeitsabfolge umfasst: Platte entfetten, stauben, einbrennen, abdecken, ätzen und drucken. Durch mehrfache Ätzzyklen lassen sich differenzierte Tonwerte erreichen
➥Aquatintakorn-Varianten
Dieses Kapitel beschreibt vielfältige Methoden zur Strukturierung von Druckplatten mit Kolophonium- oder Asphaltstaub. Vor dem Einbrennen können etwa Salz- oder Zuckerkörnchen eingesetzt werden, um granulierte Effekte zu erzielen. Verschiedene Zeichentechniken – wie Strichzeichnungen, Fettfarben-Techniken oder Zeitungstransfer – ermöglichen gezielte Muster oder Negativformen. Nach dem Aufstäuben kann das Korn durch Zeichnen, Schablonieren, Resonanzmusterbildung oder magnetische Felder beeinflusst werden. Diese Methoden eröffnen große gestalterische Freiheiten und kreative Gestaltungsspielräume.
➥Ätzen einer Aquatinta-Radierung
Im Ätzprozess wirkt die Säure zwischen den Harzpartikeln auf die Metallplatte ein, wodurch je nach Ätztiefe unterschiedliche Tonwerte entstehen. Eine zu starke Ätzung kann jedoch zu „Unterätzung“ führen, bei der die Stege abbrechen und die Fläche dadurch glatt wird und hell druckt. Empfohlen wird für die Aquatinta der Einsatz von Eisen(III)-chlorid statt Salpetersäure, da es kontrollierbarer wirkt. Stufenätzverfahren ermöglichen die Abstufung von Tonwerten, wobei Probestreifen empfohlen werden. Korrekturen können durch Nachätzen sowie durch Ätzschutz mittels Hartgrund erfolgen, um gezielt Tonwerte zu variieren.

➥Reservage- / Absprengtechniken
Diese Technik kombiniert die Zeichnung mit Absprengfarbe und einem nachfolgend augfgebrachten Abdecklack, der nur dort haftet, wo keine Absprengfarbe aufgetragen wurde. Im warmen Wasserbad „sprengt“ sich der Lack dort ab, wo er nicht haften konnte, wodurch anschließend Flächen für die Ätzung frei werden. Wird danach Aquatintakorn aufgestäubt und die Platte geätzt, entstehen zeichnerische Strukturen im Druck. Die Methode eignet sich besonders für pinselartige, expressive Linien bzw. Tonflächen. Verschiedene Rezepturen – etwa auf Zucker- oder Gummibasis – erlauben individuelle Effekte.
➥„Mezzotinto“-Techniken der Radierung
„Nasse“ Mezzotinto-Varianten durch Aquatinta erzeugen durch die Ätzung ein Punktraster, das danach partiell poliert wird, um Helligkeitsabstufungen zu gestalten. Bei der Aquatinta-Mezzotinto wird eine tief geätzte Aquatinta zusätzlich erneut behandelt, um satte, rau strukturierte Flächen zu schaffen. Weitere Verfahren nutzen Sand- oder Leinenstrukturen als Grundlage, die nach dem Ätzen ausgearbeitet werden. Strukturunterschiede erzielt man durch körnige Muster oder angepresste Gewebe, die nachträglich bearbeitet werden. Beim Druck ist besondere Vorsicht geboten, um die raue Oberfläche zu schützen.
➥Seidenraster-Aquatinta
Bei dieser Technik wird ein Seidentuch auf eine mit Hartgrund abgedeckte und vorgeheizte Platte aufgerollt, um ein feinmaschiges Raster zu erzeugen. Anschließend wird die Platte mit Abdecklack versehen, um bestimmte Bereiche gegen das Ätzen zu schützen. Nach der Ätzung und dem Einfärben verbleibt die Farbe in den offenen Rasterpartien, was zu zarten Tonflächen führt.
➥Aquatinta-Schabloniertechniken
Schablonentechniken nutzen vordefinierte Formen oder Materialien (z. B. Klebefolie, Heißkleber, Papier), um Bereiche der Platte vor dem Aufstäuben zu schützen. Werden die Schablonen entfernt, erzeugen die zuvor offenliegenden Partien eine stärker geätzte Fläche und somit höhere Dunkelwerte. Die Methode erlaubt gestalterisch klare Kanten sowie gezielte Formgebung. Oft werden Alltagsmaterialien eingesetzt, um zufällige oder kontrollierte Schattenformen zu erzielen. Durch die Kombination mit Aquatinta lassen sich so visuell interessante Kontraste gestalten.
Bildbeispiele zur Aquatinta
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „Aquatinta“
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „Acquatinta“ (ital.)
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „Akvatinta“ (ungar./tschech.)
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „Aquatint“ (engl.)
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „aguatinta“ (span.)
➥ Abbildungen auf Commons.wikimedia – Schreibweise „Akwatinta“ (poln.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „Aquatinta“ (dt.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „aquatint“ (engl.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „Acquatinta“ (ital.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „Akvatinta“ (ungar./tschech.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „aguatinta“ (span.)
➥ Abbildungen auf flickr.com – Schreibweise „Akwatinta“ (poln.)
Mehr Bildbeispiele
Im Netz sind zahlreiche Abbildungen zu finden. Achtung! Eine ‚Radierung‘ muss muss nicht durch ein trockenes Verfahren entstanden sein – vielmehr sind gerade Radierungen oft durch Strichätzung entstanden. Suchbegriffe sind: Kaltnadelradierung, Kupferstich, Mezzotinto, Stahlstich sowie die fremdsprachlichen Entsprechungen.
Im Kapitel ➥ „Bildbeispiele Radiertechniken„ habe ich weitere Quellen für Bildbeispiele für die verschiedensten Radiertechniken gesammelt und nach Techniken und Themen sortiert.
Das Kapitel ➥ „Radierer und Drucker“ enthält Verweise zu Kapiteln auf commons.wikimedia.org, sowie zu online abrufbaren Sammlungen von Museen und (Hochschul-)Bibliotheken.
Im Unterkapitel ➥ Literatur sind Verweise auf Bücher und Webseiten mit Abbildungen aufgelistet.
Empfehlenswert ist auch eine Recherche auf ➥ archive.org – dort den Menuepunkt „Texts“ anwählen.
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