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Das Aquatintakorn
Die Plattenoberfläche kann man mit und ohne Aquatintakorn strukturieren. Leichte Grautöne und Sprenkel beleben dabei blanke Flächen. Die entfettete Platte behandeln Sie dazu mit einer der nachfolgend beschriebenen Methode.
Zeichentechniken vor dem Aufstäuben
Glatte Flächen strukturieren
Lassen Sie Salz- oder Zuckerkörnchen einige Stunden oder Tage auf der Platte liegen oder legen Sie die Platte ins Ätzwasser und entfernen Sie die aufsteigenden Bläschen nicht. An diesen Stellen entstehen granulierte Effekte.
Strichradierung mit breiten Linien
Decken Sie die Platte mit einem dünnen, flüssigen Ätzgrund ab, der kein Wachs enthält. Verwenden Sie einen Abdecklack aus Terpentin und Asphalt. Auch der zerbrechliche Grund ist gut geeignet. Zeichnen Sie mit den unterschiedlichsten Werkzeugen in diesen Lack. Die Linien können, sollen sogar, unterschiedlich breit werden. Weil die Zeichnung nach der Aquatinta nur noch schwer korrigiert werden kann, müssen Sie diese Zeichnung ohne Zwischenätzung in einem Durchgang aufbringen. Wenn die Zeichnung fertiggestellt ist, bringen Sie die Aquatinta auf, die die Linien in druckbare Punkte auflöst. Mit stufenweisem Ätzen und weiterem Abdecken erzielen Sie nun verschiedene Grauwerte.
Abdeckrot-Technik
Flächen, die keine Aquatinta erhalten sollen, schützen Sie mit Abdeckrot (Rötel). Nach dem Aufschmelzen waschen Sie die Platte mit Wasser ab. Weil das Kolophonium sich nur in Spiritus löst, bleibt es an den Abdeckrot-freien Stellen haften, während sich die restliche Beschichtung auflöst.
Einstaubtechnik 1
Walzen Sie die Platte mit strenger (zäher) Druckfarbe oder mit Vaseline ein und zeichnen mit einem Hölzchen auf die Platte. Stäuben Sie Kolophonium auf, blasen mit Druckluft ab, schmelzen und ätzen. Die Druckfarbe wirkt als Haftmittel für das Aquatintakorn. Das Aquatintakorn bleibt nur haften, wo vorher Fettfarbe oder Vaseline auf der Platte war. Die gezeichneten Linien stehen dann weiß auf dunklem Grund.
Einstaubtechnik 2
Statt in die Fettfarbe zu zeichnen, können Sie diese auch nur partiell auf die Platte aufbringen. Zeichnen oder stempeln Sie mit Fettfarbe, Vaseline. Stempeln Sie z. B. mit Kartoffelstempel oder anderen Stempelmaterialien mit Vaseline Muster auf die Platte. Stäuben Sie auf die feuchte Plattenoberfläche sachte Aspaltstaub oder Kolophonium. Blasen Sie dann die Oberfläche ab und brennen das Korn fest. Nach dem Einbrennen haftet das Korn und die Vaseline ist verdampft. Das restliche Fett lässt sich nach dem Einbrennen mit Spülmittel bzw. Waschbenzin entfernen, ohne das Aquatintakorn zu beschädigen.
Bleistift-Technik (Negative Linien)
Mit dieser Technik erscheinen die Bleistift-Linien als weiße Linien auf schwarzem Grund.
- Platte leicht anätzen
- Zeichnung mit weichem Bleistift auf die Platte auftragen
- Mit Kolophonium-Pulver einstauben, einbrennen
- Vorsichtig mit weichem Pinsel abbürsten
(Kolophonium konnte am Bleistift nicht haften) - Ätzen
Umdruck einer Zeitung
Versuch: Zeitung in Gummiarabicum-Lösung baden, mit Fettfarbe einwalzen. Schrift soll Farbe annehmen, Rest nicht (Lithographie- Prinzip). Umdrucken auf die Platte – einstauben – einbrennen – ätzen.
Techniken nach dem Aufstäuben
Nach dem Einstäuben und vor dem Einbrennen können Sie das Korn noch beeinflussen. Dem Einfallsreichtum sind auch hier kaum Grenzen gesetzt:
Zeichnen in Kolophonium
In den Kolophoniumstaub können Sie mit Pinsel, Feder, Roulette, Nadel, mit einem Leder, einem Perlonstrumpf oder einem anderem Werkzeug direkt zeichnen.
Auch mit einem feuchten Tuch, einem buschigen Pinsel oder Kartoffelstempel kann das Korn abgehoben werden. Wenn Sie fertig sind, schmelzen Sie das restliche Pulver auf und ätzen. Die offenen Stellen werden leicht grau, aber nicht so dunkel wie die umgebende Aquatinta. Der Effekt ist nicht genau steuerbar, denn Sie erzeugen je nach Strichstärke entweder schwarze oder weiße Linien, zudem ergeben sich durch das Zusammenschieben des Kolophoniums voll gedeckte Flächen, die im Druck ebenfalls weiß erscheinen. Bei Verwendung von Eisen- oder Aluminiumplatten wird der Kolophoniumbereich schwärzer, die offenen Stellen werden durch die Säure jedoch auch strukturiert und dadurch grau. Bei Kupfer, Messsing und Zink werden die offenen Partien flächig in die Tiefe geätzt und können hell ausgewischt werden.
Aufstäuben mit Schablonen
Halten Sie beim Aufstäuben durch eine Schablone hindurch die Schablone in etwas Entfernung von der Platte. Sie erhalten weiche Übergänge. Bei direktem Kontakt erreichen Sie hart umgrenzte Kanten. Klebebuchstaben können Sie seitenrichtig drucken, indem Sie diese seitenverkehrt auflegen und überstäuben. Mit anderen Abdecktechniken kann die Umgebung weiterbearbeitet werden.
Eine Variante davon ist, die Platte zuerst mit Klebeband oder Klebefolie abzudecken, einzustäuben, anschließend das Klebeband abzuziehen und dann einzubrennen. Mit selbstklebender Bucheinbandfolie kleben Sie die Platte ab und schneiden dann mit einem Skalpell die gewünschten Formen heraus.
Einstaub- Technik
Mit feuchten Stempeln, z. B. Kartoffelstempel, heben Sie den Kolophoniumstaub von der Platte auf einer begrenzten Fläche ab. Diese Fläche wird im Druck weiß. Strukturformen lassen sich mit einem Schwamm abheben.
Resonanzmuster 1
Stauben Sie eine quadratische Platte mit etwas göberem Kolophoniumkorn ein. Lagern Sie sie im Schwerpunkt auf einem kleinen Saugnapf, Korken oder bringen sie dort eine Bohrung an und befestigen sie die Platte auf einem Stab. Streichen Sie mit einem Geigenbogen am Plattenrand entlang. Mit etwas Fingerspitzengefühl und Ausprobieren finden Sie die Stelle, an der das Kolophonium auf der Platte „zu tanzen beginnt“ und sich zu Resonanzmustern zusammenschiebt. Es ergeben sich symmetrische, mandala-ähnliche Formen. Falls Sie keinen Geigenbogen zur Hand haben, eignet sich dafür auch eine Pappkartonkante, die mit etwas Kolophonium aufgeraut wurde. Nach dem Einbrennen können Sie abdecken, schaben oder direkt drucken.
Resonanzmuster 2:
Töne werden auf der Druckplatte mit folgenden Methoden sichtbar gemacht:
Schneiden Sie ein Loch seitlich in einen Putzeimer und stecken einen Schalltrichter aus Pappe hinein. Über die Eimeröffnung spannen Sie einen Luftballon, den Sie auseinander geschnitten und mit Gummiband gespannt haben.
Legen Sie auf den so vorbereiteten Eimer eine Kupferplatte mit Kolophoniumstaub und stellen vor den Trichter einen Lautsprecher oder sprechen selbst hinein. Die Platte beginnt im Takt zu vibrieren und das Korn ordnet sich zu Schallmustern.
Oder: Nehmen Sie einen größeren Lautsprecher und legen eine Platte darauf. Die Schwingungen der Lautsprechermembrane übertragen sich auf das aufgestäubte Kolophonium.
Pustetechnik
Bedecken Sie die gut entfettete Platte mit einer möglichst starken Wasserschicht, die durch Oberflächenspannung gerade so erhalten bleibt. Stäuben Sie darauf Kolophonium oder Harzpulver. Durch Zeichnen, Pusten oder Pinseln verteilen Sie das Pulver. Lassen Sie das Wasser verdunsten, evtl. durch vorsichtiges Erwärmen. Anschließend schmelzen Sie das Korn an und können ätzen oder weiter bearbeiten.
Magnetische Feldmuster
Mischen Sie Kolophonium mit Eisenfeilspänen, stäuben diese Mischung auf die Platte auf und legen die Platte auf einen starken Magneten. Die Eisenfeilspäne richten sich im magnetischen Feld aus und nehmen dabei den Kolophoniumstaub mit. Nach dem Einbrennen können Sie einen Teil der Eisenfeilspäne vorsichtig abklopfen, der Rest wird von der Salpetersäure weggeätzt. Übrig bleiben die Ausrichtungsspuren.
Elektrische Feldmuster
Wie oben, nur legen Sie die Platte nun auf einen stromdurchflossenen Leiter oder legen an die Platte selbst eine Spannung an. (Bei diesem Experiment rate ich zu gebührender Vorsicht! Lebensgefahr!)
Würmchenkorn
Wird die eingestaubte Aquatinta zu hoch erhitzt, entsteht ein malerisches „Würmchenkorn“. Es kann jedoch bei zu großer Hitze auch zu einem Zusammenfließen des Kolophoniums kommen. Dabei entsteht eine geschlossen gedeckte Fläche, die nicht mehr ätzbar ist.
Lösungsmitteldampf – Verfahren
Anstatt das Kolophonium mit Hitze auf der Platte zu befestigen, wendet Preissig ein anderes Verfahren an:
„Will man das Korn noch haltbarer gestalten, so wendet man die Platte mit der bestäubten Fläche vorsichtig nach unten und hält sie ungefähr in der Entfernung von 1 cm über einem Blatte Löschpapier von etwas größerem Formate, das mit Benzin oder Spiritus getränkt ist, und setzt sie den Dämpfen desselben solange aus, bis man die gewünschte Form des Korns erhalten hat, doch nicht zu lange, damit die Harzteilchen sich nicht zu sehr verbreiten und ineinander fließen können.“
Nachträgliche Kornbearbeitung
Dem Einfallsreichtum sind auch hier kaum Grenzen gesetzt:
Manuelles Verfahren
Um hellere Stellen oder leicht fleckige Partien zu erzielen, können Sie die eingebrannte Aquatinta vorsichtig mit einem Skalpell oder dem Dreikant-Schaber abschaben. Das Kupfer wird zwar trotzdem geätzt, aber es entsteht kein Rasterkorn, das die Farbe aufnehmen könnte. Dadurch wird diese Partie heller. Sie können auf diese Art Lichter aufsetzen.
Chemisch anlösen
Sie können auch mit einem in Spiritus getränkten Lappen wischen. Der Effekt ist nicht genau steuerbar, da der Kolophoniumstaub zerfließt und z. T. deckende Flächen ergibt, die jedoch so dünn sein können, dass sie nach gewisser Ätzzeit „aufgehen“.
Anmerkung:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript von 1997 vor der ersten Auflage und ist mit dem Buch nur in Ansätzen vergleichbar. Die Kapitel der Onlineversion enthalten oft nur wenige, kurze Absätze. Das Buch ist zweispaltig gedruckt, damit die Informationen noch zwischen zwei Buchdeckel passen. Es enthält vorwiegend „Text-Input“ – diese Website dient als ergänzender ‚Bildspeicher‘ und (umfangreiches) ‚Appetithäppchen‘.
Erhältlich ist das Buch mit ISBN 978-3-9821765-0-5 in der erweiterten 7.Auflage mit 232 DIN-A4-Seiten.
➜ Inhaltsverzeichnis der 7.Auflage zum Vergleich (PDF)
➜ Kommentare und Feedback zum Buch
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