Themen dieser Teilseite
Prinzip und Ablauf der Reservage
Reservage-Techniken sind besonders für die Wiedergabe pinselartiger Strukturen und Tonwerte geeignet. Das Verfahren beruht auf folgendem Prinzip und Ablauf:
- Zuerst entfetten Sie die Platte sorgfältig
- Sie zeichnen mit Absprengfarbe
- Sie decken die Platte mit Abdecklack ab
- „Absprengen“ des Abdecklacks im Wasserbad
- Trocknen mit Löschpapier
- Reiben Sie die Platte nicht ab!
- Aufbringen einer Aquatinta (Rastern), evtl. mit Sprühlack
- Ätzen
Zeichnung mit Absprengfarbe
Auf die saubere, entfettete Platte zeichnen Sie mit einem Medium, das keine stabile Verbindung mit der Plattenoberfläche eingeht. Die nachfolgenden Mischungen für Absprengtechniken enthalten Substanzen, die nicht antrocknen, wie:
- Glycerin
- Gummi arabicum
- Zuckerlösung
- Maissirup („corn syrup“)
- Gummigutt
- Gouache
- Chinesische Tusche und Sirup 1:1
Mit einer der angegebenen „Abdecktuschen“ können Sie eine Zeichnung auf die Platte aufbringen, wobei die Zeichentechnik alle Tuschevarianten zulässt: Pinsel, Feder, Rohrfeder oder aufspritzen.
Auch die Negativ-Variante ist möglich: Gießen Sie die Abdecktusche auf die Platte, so dass alles oder Teile der Platte bedeckt sind. Die Zuckerbeschichtung können Sie nun mit Nadel, Kamm, Schrauben, Holzspan, Lineal oder anderen Werkzeugen sowohl im feuchten, als auch im angetrockneten Zustand abschaben.
Abdecken mit Abdecklack
Nachdem die Zeichnung angetrocknet ist, legen Sie die Platte in eine Wanne und gießen sehr vorsichtig flüssigen Abdecklack oder in Alkohol gelöstes Harz darüber. Achten Sie darauf, dass der Lack die gesamte Platte dünn überzieht. Sprühwachs oder Sprühlack ist ebenfalls möglich. Preissig empfiehlt zum Decken festen, flüssigen oder Nachätzgrund, den man sofort in möglichst dünner Schicht aufträgt.
Absprengen
Nachdem diese dünne Schicht getrocknet ist, weichen Sie die Platte in warmem Wasser ein. Manche Radierer verwenden Essiglösung oder Zitronensäurelösung um die Ablösung zu beschleunigen.
Nach einiger Zeit quillt der Zucker oder die Gouache auf und der Abdecklack springt genau an den Stellen ab, an denen er wegen der Absprenglösung nicht auf der Metallplatte haften konnte. Falls der Farbauftrag nicht älter als 24 Std. ist, löst sich die untermalte Wasserfarbe nach ungefähr 30 Minuten ab.
Damit sich der Abdecklack schneller löst, können Sie mit einem buschigen, weichen Pinsel, einem Wattebausch oder einem Schwamm vorsichtig nachhelfen.
Rastern
Dünn gezeichnete Tuschestriche können sofort geätzt werden, bei breiteren Strichen empfiehlt es sich, die Platte nun mit einem Aquatintakorn zu versehen und erst anschließend zu ätzen. Um drucken zu können, benötigen die breiten Striche eine sogenannte Aufrasterung. Dazu stäuben Sie die Aquatinta wie gewohnt auf und schmelzen an. Gehen Sie beim Einbrennen sehr vorsichtig und behutsam vor. Bei Überhitzung bekommt der Abdecklack Risse.
Sie können zur Aufrasterung auch einen Weichgrund aufwalzen und ein Seidentuch, Leinwand, Gaze oder eine andere Rasterstruktur aufpressen und ätzen. In der Tiefdrucktechnik wurde zum Aufrastern mit dieser Methode das sogenannte „Tangierfell“ verwendet.
Ätzen
Bei der Ätzung dringt die Säure durch die Risse an die Platte und Sie können mit diesem Verfahren Zeichenstriche der Feder oder des tuschenden Pinsels mühelos nachahmen und vervielfältigen.
Absprengen durch Überhitzen
Wird Abdecklack partiell durch Erhitzen überhitzt, ergeben sich Krakeluren.
Rezepturen
Zuckertusche
Zutaten:
- 10 g wasserlösliche Ausziehtusche
- 1 g Puderzucker
Ansatz:
Die wasserlösliche Ausziehtusche wird mit 1/10 ihres Gewichtes mit Puderzucker vermischt. Der Zucker muss sehr gut und ohne Rückstände aufgelöst sein. Diese Zuckerlösung wird mit Tusche eingefärbt, um die Zeichnung besser erkennen zu können.
Gummitusche
Zutaten:
- Gummiarabicumlösung
- Tusche zum Einfärben
Ansatz:
Anstatt Zuckerlösung können Sie auch deckende Wasserfarbe oder Gummiarabicumlösung verwenden.
Kremserweißmethode
Zutaten:
- Kremserweiß
- Gummiarabicumlösung
- Kandiszucker
Hinweise
Die weiß angesetzte Farbe ist beim Zeichnen auf der Platte gut zu sehen, das Ergebnis erscheint jedoch im Druck schwarz, falls Sie nicht mit weißer Druckfarbe auf schwarz eingefärbtem Druckbütten drucken.
Zinnobermethode
Zutaten:
- 2 Teile Zinnober
- 1 Teil fein zerriebener Kienruß
- Gummiarabicumlösung
Ansatz:
Mischen Sie eine Zeichenfarbe aus zwei Gewichtsanteilen echtem Zinnober und einem Gewichtsanteil fein zerriebenem Kienruß mit in Wasser gelöstem Gummi arabicum, bis es die zum Schreiben und Zeichnen nötige Konsistenz zeigt.
Seifenmethode
Im Buch enthalten
Gouachemethode
Zutaten:
- reine Gouache-Farbe
Hinweise:
Die reine Gouache-Methode ist laut Hayter unsicher in der Reaktion, d. h. es kann sein, dass sich die Farbe stellenweise nicht ablöst.
Sprengverfahren mit Tempera
Zutaten:
- reine Tempera-Farbe
Hinweise:
Zeichnen Sie mit löslicher Tempera, decken mit Asphalt ab. Im Wasserbad löst sich der Asphalt über der Tempera. Es gilt dieselbe Einschränkung wie bei der Gouachemethode. Dieselbe Methode wird für die Lithografie beschrieben:
Federfarben-Methode
Sie bringen Ihre Zeichnung mit Temperafarbe auf die Platte, verdünnen Federfarbe mit Testbenzin und decken mit einem dickem Pinsel oder einem Schwämmchen die gesamte Platte ab, lassen trocknen und sprengen mit Wasser die Federfarbe ab. Besteht die Zeichnung aus dünnen Linien, können Sie sofort ätzen, andernfalls sollten Sie ein Aquatintakorn aufbringen.
Weitere Verfahren
im Buch enthalten:
- Schellack-Aussprengverfahren
- Rotlack-Aussprengverfahren
- Reservage nach Preissig I
- Reservage nach Preissig II
- Kreide-“Reservage“
- Negative Reservage
- Öl-Reservage (Paustechnik)
- Auswisch-Reservage / Aushebeverfahren
- Laviertechnik
Anmerkung:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript von 1997 vor der ersten Auflage und ist mit dem Buch nur in Ansätzen vergleichbar. Die Kapitel der Onlineversion enthalten oft nur wenige, kurze Absätze. Das Buch ist zweispaltig gedruckt, damit die Informationen noch zwischen zwei Buchdeckel passen. Es enthält vorwiegend „Text-Input“ – diese Website dient als ergänzender ‚Bildspeicher‘ und (umfangreiches) ‚Appetithäppchen‘.
Erhältlich ist das Buch mit ISBN 978-3-9821765-0-5 in der erweiterten 7.Auflage mit 232 DIN-A4-Seiten.
➜ Inhaltsverzeichnis der 7.Auflage zum Vergleich (PDF)
➜ Kommentare und Feedback zum Buch
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