Lagerung der Radierdruckplatten

Hier finden Sie Hinweise und Tipps zum Lagern der Druckplatten für Radierungen und zum Schutz vor Korrosion.

Aufbewahrung und Schutz vor Korrosion

Kaltnadelplatten sind äußerst empfindlich und auf die Lagerung der Radierplatten sollte ein hohes Augenmerk gelegt werden – besonders wenn man die Arbeit daran noch nicht fertig gestellt hat. Sie sollten die Druckplatten bis zur Weiterarbeit oder bis zum ➥Auflagendruck schützen oder wenn Sie die Auflage noch nicht gedruckt oder unterbrochen haben. Die richtige Lagerung von Druckplatten ist essenziell, um deren Qualität und Bearbeitbarkeit zu erhalten – besonders bei Kaltnadel- und Ätzradierungen, wo jede Linie zählt.

Eine Schicht ➥Abdecklack schützt bei längerer Lagerung.
Die Druckplatten muss man trocken lagern. Schlagen Sie die Platten einzeln in säurefreies Papier oder Seidenpapier ein, Hayter wickelte die Druckplatten zur Lagerung in Wachspapier. Das Einwickeln in Zeitungspapier oder Packpapier ist für den Schutz der Druckplatte weniger geeignet, weil diese Papiere säurehaltig sind.

Kupferplatten sollten vollständig gereinigt sein und keine Rückstände von Säure nach dem Ätzbad oder Feuchtigkeit aufweisen. Zink- oder Stahlplatten müssen ebenfalls frei von Korrosion und Fett sein. Leinöl könnte verharzen und ist nicht geeignet. Zur Aufbewahrung und zum Schutz vor Korrosion können Sie die Platte auch mit einer leichten Schicht säurefreiem Öl (z. B. Vaseline oder Paraffinöl) vor Oxidation schützen. Dabei darf es allerdings nur ein dünner Ölfilm sein, weil zu viel Öl Staub anzieht.

Der Lagerraum

Die Luftfeuchtigkeit im Lagerraum sollte unter 50 % bleiben, um Oxidation zu vermeiden. Ideal sind Temperaturen zwischen 18–22 °C ohne extreme Schwankungen. Ein geschlossener Schrank oder eine Schublade schützt vor Schmutzpartikeln.
Empfehlenswert ist die Aufbewahrung in stabilen Mappen oder Kunststoffhüllen mit Rückseitenverstärkung. Vermeiden Sie direktes Aufeinanderlegen und trennen Sie die Platten mit Zwischenlagen aus Karton oder Filz.
Möglicherweise liegt die Platte länger als geplant. Daher versehen Sie deshalb jede Platte auch mit Datum, Technik und Titel. Hilfreich ist ebenso eine digitale Dokumentation zur Übersicht und Wiederauffindbarkeit.

Was Sie vermeiden sollten

  • Kontakt mit anderen Metallgegenständen oder säurehaltigen Stoffen
  • Lagerung in feuchten Kellern oder auf Dachböden
  • Unebenen Untergrund (besser senkrecht stehend lagern – jedoch ohne direkten Kontakt der Platten
  • Gemeinsame Lagerung von Kupfer- und Zinkplatten im Stapel. Das sog. „➥Spannungsgefälle der Metalle“ erzeugt beim direkten Kontakt von Kupfer und Zink auch bei leichter Feuchtigkeit eine „Batterie“ und die Platten korrodieren.

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Druckplatte in Zip-Beutel. Radierung von Irene Autenrieth um 1975 ©Wolfgang Autenrieth

Ausführlicher

Lagerung zur späteren Weiterarbeit

Empfehlungen:

  • Sauber halten: Nach jeder Sitzung muss man die Platte mit einem weichen Tuch reinigen, um Fett, Säure- oder Farbrückstände zu entfernen.
  • Trocken lagern: Feuchtigkeit fördert Korrosion – die Radierdruckplatte also am besten in einem trockenen, gut belüfteten Raum lagern.
  • Zwischenlagen verwenden: Legen Sie zwischen die Platten säurefreies Papier oder dünne Kartonlagen, um Kratzer zu vermeiden.
  • Flach lagern: Vermeiden Sie Verformungen, indem Sie die Druckplatten bis zur Weiterbearbeitung durch flache Lagerung auf einer festen Unterlage.
  • Nicht stapeln: Mehrere Platten sollte man nicht direkt aufeinander legen, sondern Zwischenlagen oder separate Fächer verwenden.
  • Achten Sie bei der Ätzradierung unbedingt darauf, dass keine Reste von Ätzflüssigkeit auf der Platte bleiben – diese können weiterwirken und unerwünschte Effekte verursachen.

Langzeitlagerung mit Korrosionsschutz

Für die Archivierung oder bei längeren Pausen zwischen den Projekten ist ein Schutz vor Oxidation und mechanischer Beschädigung wichtig:

  • Korrosionsschutzmittel: Tragen Sie eine dünne Schicht säurefreiee Vaseline, Wachs oder ein spezielles Konservierungsöl auf die Metalloberfläche auf.
  • Luftdicht verpacken: Lagern Sie die Platten in säurefreien, luftdichten Folien oder Beuteln (z. B. Polyethylen), um Luftfeuchtigkeit zu minimieren.• Trockenmittel beilegen: Silicagel oder andere Trockenmittel sind oft Warensendungen beigelegt. Wenn man diese trocken lagert, kann man sie die Verpackung der Druckplatte legen, und auf diese Weise die Restfeuchte binden.
  • Kleinere Formate lassen sich auch in Aktenhüllen und einer Hängeregistratur aufbewahren.
  • Temperatur konstant halten: Ideal sind kühle, konstante Temperaturen ohne große Schwankungen.
  • Kennzeichnung nicht vergessen: Beschriften Sie jede Platte mit Technik, Datum und Motiv – am besten auf der Umverpackung, nicht direkt auf der Platte.
    Was Sie vermeiden sollten:
  • Keine Lagerung in Holzschränken ohne Versiegelung – Holz kann Säuren abgeben.
  • Keine Lagerung in feuchten Kellerräumen oder in der Nähe von Heizkörpern.
Korrodierte Kupferplatte
Korrodierte Kupferplatte

Reinigung nach Langzeitlagerung

1. Oberflächliche Reinigung

  • Staub entfernen: Blasen Sie die Druckplatte mit einem weichen, fusselfreien Tuch oder einem Blasebalg vorsichtig ab.
  • Fett & Wachsreste lösen: Falls Sie Wachs oder Vaseline verwendet haben, tupfen Sie die Platte mit einem weichen Tuch und etwas Terpentinersatz oder Petroleum ab. Nicht reiben – sanft tupfen.
  • Vermeiden Sie aggressive Lösungsmittel oder Scheuermittel – diese könnten die Linien beschädigen.

2. Korrosionsspuren behandeln

  • Bei leichter Oxidation: Gehen Sie mit feiner Stahlwolle (0000) oder einem Poliertuch vorsichtig über die Fläche – allerdings nicht über die geätzten oder gekratzten Linien!
  • Bei stärkerer Korrosion: Bei Rost kann Zitronensäure oder ein spezieller Metallreiniger helfen. Testen Sie jedoch unbedingt vorher an einer unkritischen Stelle.

„Wiederinbetriebnahme“ für den Druck

  • 1. Drucktest machen
  • Vor dem ersten Auflagendruck empfiehlt sich ein Probedruck mit einfacher Farbe und geringerem Druck, so erkennen Sie, ob Linien verschmutzt oder zugelaufen sind.
  • 2. Linien freilegen
  • Kaltnadel: Falls Linien durch Oxidation oder Wachs „verstopft“ sind, reinigen Sie die Platte vorsichtig mit einer feinen Nadel oder einer weichen Zahnbürste.
  • Ätzradierung: Bei verstopften Näpfchen oder Linien kann ein kurzes Bad in verdünnter Essigsäure helfen. Das sollte jedoch nur unter Kontrolle und mit sofortiger Neutralisation (z. B. mit Natronlösung) erfolgen.

3. Platte neu einölen (optional)

  • Manche Künstler ölen die Platte leicht vor dem Einfärben, um die Farbe besser zu verteilen – das hängt jedoch von der verwendeten Technik ab.

Dokumentation

Falls Sie mehrere Platten haben, lohnt sich ein kleines Archivsystem: Foto der Platte, Technik, Datum, Zustand, letzte Reinigung. So behalten Sie den Überblick.

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