Tonen von Cyanotypien II

Methoden zum Tonen von Cyanotypien

Zum Tonen von Cyanotypien sind verschiedene Methoden möglich:
Verwendet werden Tannin, löslicher Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Färbemittel, Naturstoffe … sowie weitere Möglichkeiten, die ich bereits im Kapitel Färben mit Naturmaterialien aufgeführt habe.

Tonen mit Zwiebelschalen

Zunächst habe ich am PC ein Negativ erstellt und mit dem Laserdrucker ausbelichtet, dann mit einem UV-Gesichtsbräuner im Kontaktverfahren auf Leinwand aufbelichtet. Das Ergebnis wurde zu „schwammig“. Anschließend habe ich einen Tee aus braunen und roten Zwiebelschalen hergestellt und diesen mehrere Stunden ziehen lassen. Damit dann mit Pinselauftrag die Leinwand getont. Das Ergebnis hatte immer noch zu wenig Kontrast.

Bleichen mit Waschmittel

Nun habe ich dann eine Lösung aus ca. 30 gr Vollwaschmittel (Persil) und 200 ml heißem Wasser hergestellt und diese mit einem breiten Pinsel über die obere Partie „gemalt“. Dadurch bleichte die Färbung völlig weg. Mit einem dünnen Haarpinsel habe ich anschließend mit derselben Lösung Lichter in das Bild gesetzt.

Für das Ergebnis des ersten Experiments mit diesem Ablauf bin ich zufrieden ;-)

Cyanotypie
Getonte und teilweise gebleichte Cyanotypie auf Leinwand, 18×24 cm. © Wolfgang Autenrieth 2021

Tonen mit Haarfärbemittel

Cyanotypie
Cyanotypie auf Leinwand, partiell mit Haarfärbemittel getont, 50×60 cm, © Wolfgang Autenrieth, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International


Die Cyanotypie war zu hell und zudem fleckig, daher hatte ich sie für dieses Experiment verwendet. Es lag noch etwas Haarfärbemittel von meiner Tochter herum und ich dachte mir: Probier‘ es aus.
Da ich vermutete, dass die Färbung auch die hellen Töne verdunkelt, löste ich das Mittel zuerst in lauwarmem Wasser und trug es anschließend mit einem breiten Schwammpinsel um den Kopf herum auf.
Die Lösung ließ ich dann eine halbe Stunde lang einwirken und wässerte.
Am nächsten Tag habe ich den Gesichtsbereich mit einem Tee aus roten und braunen Zwiebeln nachgetont, außen nochmals mit Haarfärbemittel – und den Ausschnitt verändert, indem ich einen Teil der Leinwand weggeschnitten habe.

Tonen mit Tannin

Tonen mit Tannin I

Ansatz: 30 bis 50 g Tannin auf 1 Liter Wasser

Die Statue hatte ich als Negativ mit dem Laserdrucker auf Kopierfolie für Tageslichtprojektoren ausgedruckt und – bestimmungsgemäß – mit dem Tageslichtprojektor auf Leinwand (Nessel natur) aufbelichtet. Die Belichtungszeit lag für das ca. 30×40 cm große Stück bei ca. 4 Stunden. Das Ergebnis war mir zu flau. Mit Abdeckgummilösung für die Aquarellmalerei wurde also die Figur geschützt, weil ansonsten die Leinwand die Tanninlösung in die Figur saugt. Anschließend wurde die Umgebung der Figur mit Pinsel und Tannin „getont“. Die Gummilösung hat die Figur zusätzlich etwas gebleicht. Das Bild ist noch etwas faltig – muss ich noch bügeln

Cyanotypie
Statue im Park, Cyanotypie auf Leinwand, getont mit Tannin, Wolfgang Autenrieth, 2021

Tonen mit Tannin II

Auf ähnliche Art entstand das folgende Bild. Es ist ebenfalls eine Cyanotypie auf Leinwand (Nessel natur), diese wurde jedoch mit verschiedenen Gegenständen, Papier, Folien usw. in der Sonne belichtet. Weil mir die Gesamtkomposition nicht gefallen hatte, habe ich die Leinwand für Experimente zerschnitten.
Auch hier wurde der hellere Teil mit Gummilösung geschützt, der dunklere Teil mit Tanninlösung nachbehandelt, die ich mit dem Pinsel aufgetragen habe. Vermutlich habe ich entweder zu wenig Lösung aufgetragen oder ich war zu ungeduldig und die Umfärbung ist nur schwach erfolgt. Es gefällt mir trotzdem – und es zeigt, wie man mit der Einwirkungszeit den Farbumschlag steuern kann.

Cyanotypie
Berg, Cyanotypie auf Nessel, partiell mit Tannin getont, 40×40 cm, © Wolfgang Autenrieth, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Tonen mit Tannin III

Hier eine Cyanotypie auf Aquarellpapier, 21×29 cm. Das Negativ hatte ich mit dem Laserdrucker auf Folie für Overheadprojektoren ausgedruckt, dann mit einem UV-Gesichtsbräuner belichtet. Getont wurde mit Tannin-Lösung (3 Teelöffel auf 150 ml), die ich mit dem Pinsel aufgetragen habe. Die Beschichtung der Cyanotypie war etwas fleckig, aber das gibt einen hübschen Effekt.

„Schleuse an Ablach – Neuseeland“, Cyanotypie auf Aquarellpapier, 15 x 18 cm, getont mit Tannin, © Wolfgang Autenrieth, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Tonen mit Tanin IV –  Aubergine Schwarz

Lösung A:
1 bis 2 TL Natriumcarbonat in 1 Liter Wasser
Falls diese Lösung zu stark und zu schnell bleicht, kann sie mit Wasser verdünnt werden.
Lösung B:
4 bis 10 EL Tannin (Gerbsäure) auf 250 ml Wasser (starke Lösung)

Die Cyanotypien sollten 1-2 Tage getrocknet und oxidiert sein. Dann feuchten sie die Cyanotypie an und bleichen sie in Lösung A. Wenn sie den Bleichvorgang nur sehr kurz halten und ihn im Wasserbad nachwirken lassen, ergibt sich später ein „gesplittetes“ Farbspiel zwischen blau und schwarz. Je länger sich die Cyanotypie in Lösung B befindet, umso dunkler wird die Schwärzung.1

Tonen mit Tannin: Rotbraune Lichter mit blaugrauen Schatten

Lösung A:
36 Gramm Tannin auf 1 Liter dest. Wasser
Lösung B:
18 Gramm Natriumcarbonat (Waschsoda) auf 1 Liter dest. Wasser
Lösung C:
30 cm³ von 3-prozentiger Wasserstoffperoxid-Lösung auf 1 Liter dest. Wasser

Cyanotypie zunächst einweichen, dann 2 Minuten in Lösung A baden. 2 Minuten wässern. Anschließend kurz (max. 20 Sekunden) in Lösung B geben. Wieder 2 Minuten wässern. Danach so lange in Lösung C baden, bis die gewünschte Tonung erreicht ist. Mindestens 30 Minuten schlusswässern.2

Tonen mit Gallussäure (Schwarztonen)

Lösung A:
3 Tropfen Salpetersäure auf 1 Liter destilliertes Wasser
Lösung B:
14 Gramm Natriumcarbonat (Waschsoda) auf 160 ml destilliertes Wasser
Lösung C:
14 Gramm Gallussäure auf 160 ml destilliertes Wasser

Zunächst 5 Minuten wässern. Danach 2 Minuten in Lösung A vorbehandeln. Wieder 5 Minuten wässern. Danach in Lösung B ausbleichen, bis nur noch ein sachtes, orangefarbenes Restbild übrig bleibt.
10 Minuten wässern und anschließend in Lösung C geben. Darin so lange behandeln, bis der gewünschte Schwärzungsgrad erreicht ist. Anschließend 40 Minuten wässern und trocknen.2

Grün tonen mit Eisensulfat

20 ml gesättigte Lösung von Eisen-II-Sulfat
4 Tropfen Salpetersäure
mit 20 ml dest. Wasser mischen

Cyanotypie in die Lösung geben – sobald der gewünschte Farbton erreicht ist, wässern.2

Lila-Violett tonen

In einer Lösung von Borax (Natriumtetraborat) in Wasser baden. Sobald der gewünschte Farbton erreicht ist, wässsern. 2
Vorsicht! Borax ist toxisch und Fortpflanzung gefährdend

Lila, Grau und Rot tonen

Je nach Dauer der Tonung entstehen diese Farbtöne – je nachdem, wie lange man das Bild in der Lösung lässt. Die ursprüngliche Cyanotypie sollte etwas dunkler als normal sein. Nach dem Wässern legt man sie in eine Lösung aus Kupfernitrat, zu der sie einige Tropfen Ammoniak geben – jeweils Tropfen für Tropfen, bis sich der Niederschlag wieder aufgelöst hat. Dieses Bad färbt die Cyanotypie zuerst lila, dann grau und schließlich rot. 2

Rotbraun tonen

Mit Krappwurzel

Farbig tonen – mehrfarbige Cyanotypien

Anette Golaz erzeugt mit der Cyanotypie durch Mischung mit verschiedenen Pflanzenfarben und mehrfache „Layer“ farbige Abzüge. Zu sehen auf ihrer Website: https://www.agolaz.ch/portfolio/tricolor-cyanotypes/
Nachzulesen in ihrem Buch „Cyanotype Toning„.
Im Buch „Cyanotype: The Blueprint in Contemporary Practice“ sind Beiträge von ihr enthalten.


Weitere Kapitel zur Cyanotypie

Quellen

1 http://www.christopherjames-studio.com/materials/The%20Book%20of%20Alt%20Photo%20Processes/SAMPLE%20CHAPTERS/CyanotypeProcessSm.pdf
2 https://illumina-chemie.de/viewtopic.php?t=3305



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

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