Polieren und Schleifen

Vorbereitung und Polieren der Druckplatte

Für die Ätzradierung sollte man  die Druckplatte nicht hochglänzend polieren, weil der Lack auf der polierten Platte nicht so gut haftet. Die hochglänzend polierte Platte mattieren Sie durch kurzes Eintauchen in 3%-iger Salpetersäure und anschließendem Wässern. Schleifen Sie die Platte nicht parallel zum Plattenrand, sondern diagonal. Feine Kratzlinien sind viel auffälliger, wenn sie parallel zur Außenkante verlaufen. Aus dem selben Grund werden im Vierfarbendruck die➥ Rasterlinien immer gewinkelt.

 

Manuelle Schleifmethoden

Schleifmethode 1:

Es empfiehlt sich folgender Schleifablauf:

  • Schmirgeln mit Schleifschwamm, mit Wasser, Seife oder Terpentinersatz.
  • Nassschliff-Papier mit Körnung 500-1000 oder Scheuermittel
  • Polieren mit Schleifpaste aus dem Autozubehörhandel (Poliermittel) mit Watte

Schleifmethode 2

Im Werkzeughandel sind Schleifblöcke aus Schmirgelmaterial erhältlich, die recht gut geeignet sind. In Supermärkten gibt es im Haushaltsregal so genannte Diamant-Schleifpads und Topfreiniger.
Für den Feinschliff bekommen Sie im Farbenfachgeschäft oder Werkzeugbedarf:

  • Bimssteinmehl
  • Wiener Kalk mit Öl
  • Schleifzunder

Ist kein Metallreinigungsmittel zur Hand, leistet billige Zahnpasta dieselben Dienste und riecht zudem angenehmer. Zahncreme ist wohl das ungefährlichste Poliermittel.

Eigene Methode

Radierdruckplatten mit tiefen Kratzern sollten Sie nicht verwenden. Den Ärger, nach einigen Stunden Arbeit einen unbrauchbaren Druck zu erhalten, können Sie sich ersparen. Kleine, flache Kratzer können Sie mit dem Polierstahl herauspolieren.
Um die Platte für die Zeichnung glatt zu bekommen, polieren Sie die feineren Kratzer mit Stahlwolle (Stärke 0 und 00) heraus.
Der Feinschliff erfolgt mit kreisenden Bewegungen oder in Kreuzlagen mit Schleifpapier (180er, dann 400er nass).

Bosses Schleifmethode

  • Schmirgel und Wasser
  • Bimsstein und Wasser
  • Wetzstein und Wasser
  • Polieren mit Kohle von Weidenholz, „wie solche gemeininglich die Goldschmiede brauchen“

Herstellung dieser Kohle: Stecken Sie trockenes Weidenholz in eine luftdicht verschließbare Blechdose, werfen diese ins Feuer und glühen eineinhalb Stunden unter Luftabschluss. Die Dose können Sie dann in Wasser erkalten lassen. Diese Kohle ist, nebenbei bemerkt, eine vorzügliche Zeichenkohle.

Hayters Methode

Er schleift die Radierplatte mit Carborundum No.150 vor. Dieses verwendet er auch für Mezzotinto, zum Aufrauen der Lederwalze, wenn sie zu glatt wurde und „ for roughing glass slab for ink grinding“
Zum Polieren der Druckplatte verwendet er folgende Reihenfolge:

  • Rottenstone Powder
  • Water of Ayr Stone (Scotch Hone) mit Wasser, um die Oberfläche zu glätten
  • „Willow“-Kohle oder nach Snake-Stone
  • Nassschliffpapier No.0000 oder No.000000
  • Polieren mit Putzpaste „rouge and tallow“ mit einem Ölgummi oder gerollten Leder oder Leinwand, um eine Spiegel-Oberfläche zu erzeugen.

Krejcas Methode

Krejca überreibt die Radierplatte mit einem Korken, feinem Bimssteinmehl und etwas Öl.

Zum Entfernen von tiefen Kratzern, Fehlerstellen usw. finden Sie im Kapitel „Fehlerbehandlung bei Oberflächenfehlern“ ab Seite 71 weitere Tipps.

Industriemethode

In der industriellen Metallverarbeitung wird zum Metallschliff Aluminiumoxid verwendet, auch als Korund bezeichnet. Schmirgel besteht aus Aluminiumoxid (Korund) oder Quarz mit Eisenglanz.
Andere, sogenannte „Läppmittel“ aus der industriellen Metallverarbeitung sind Siliziumkarbid und Borkarbid. Feinster Siliziumkarbid wird mit Petroleum oder Bohröl vermischt, evtl. mit Terpentinöl- oder Rubölzusatz und mit feinen Lappen auf der Druckplatte verrieben, bis sie blank ist.
Goldschmiede verwenden als Schlabberpaste eine Mischung aus Eisenoxid (Rost) und Fett.
Metall wird in der Industrie mit einer Schwabbelpaste poliert, bzw. „geschwabbelt“, die aus Graphit in Stangenform besteht, die auf umlaufende Tuchscheiben aufgetragen wird. Die Umfangsgeschwindigkeit der Scheiben beträgt ca. 15 m/s.

Maschinelles Polierverfahren

Weniger mühsam ist es, die Radierplatte mit einem Schwingschleifer und 400er Nassschliffpapier vorzuschleifen. Die letzten feinen Kratzer werden dann mit der Bohrmaschine und einem Lammfell- Polieraufsatz, Scheuerpulver bzw. Schlämmkreide und Wasser entfernt.
Falls die Druckplatte keine tiefen Kratzer hat, genügt oft der Feinschliff mit der Bohrmaschine. Ich habe mir dazu eine Vorrichtung gebaut. (Von oben auf den Tisch gesehen). Sie halten die Platte gegen den Lammfell-Aufsatz.
Die Platte halten Sie gegen den rotierenden Lammfell-Aufsatz. Damit Sie Ihre Finger dabei nicht zerschneiden, kleben Sie die Radierplatte mit doppelseitigem Klebeband auf ein Holz oder kaufen selbstklebendes Klettband, von dem Sie je zwei Streifen auf der Druckplattenrückseite und einer Maurer-Klettkelle befestigen. Mit dieser Vorrichtung können Sie die Radierplatte bequem gegen die rotierende Bürste pressen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Druckplatte mit einem Saugnapf (Abflussreiniger bzw. Seifenhalter) festzuhalten, den man umgekehrt in den Schraubstock spannt. Dabei biegt sich jedoch meist die Platte. Besser geeignet ist eine Vorrichtung aus kleinen Saugnäpfen, die auf ein Brett geklebt oder geschraubt sind. Diese kleinen Saugnäpfe gibt es im Haushaltswarenbedarf als Aufhänger für Küchenhandtücher. Es gibt sie auch mit eingegossenem Schraubgewinde. Daraus lässt sich ein Saugnapf-Brett herstellen.

Noch besser geeignet ist eine umgedrehte Badewannen-Antirutschmatte, die auf einem Brett befestigt wird. Diese Matten besitzen an der Unterseite Saugnäpfe, mit denen die Radierplatte festgehalten wird.
Ebenfalls geeignet sind Seifenhalter mit Saugnäpfchen, die manchmal für ein paar Pfennige in Billigmärkten zu finden sind.

Chemisches Polieren

Lässt man auf die erwärmte Kupferplatte für kurze Zeit konzentrierte Salpetersäure, gegebenenfalls mit einem Zusatz von Salzsäure einwirken, so erhält man eine blanke, glänzende Oberfläche, bei zu langer Einwirkzeit eine dünnere Platte.
Nassschliff von Zink
Feuerverzinkte und galvanisch verzinkte Oberflächen werden mit ammoniakalischer Netzmittelwäsche unter Verwendung von Korund- Kunststoffvlies behandelt. Auf 10 Liter Wasser kommt etwa 1/2 Liter einer 25%-igen Ammoniaklösung (Salmiakgeist) bzw. 1,25 Liter einer 10-%-igen Ammoniaklösung, dazu zwei Kronenkorken Netzmittel. Beim Nassschleifen entsteht ein feiner Schaum, der 10 min. einwirken muss. Nassschleifen, bis der Schaum metallisch grau wird, danach gründlich mit Wasser abwaschen.

Galvanisches Polieren

siehe➥ Anodisches Polieren



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

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