Färben mit Naturmaterial

Farben aus Naturstoffen

Papier lässt sich mit Tee, Kastanien, Kaffee, verschiedensten Pflanzenextrakten, Naturmaterialien und natürlichen Farbstoffen färben. Mit Tee oder Zwiebelschalen wird das Papier braun, durch Zugabe von blauen Obstschalen aus Pappmachée wird es violett.

Mit Abtön- oder Dispersionsfarben lässt sich das Papier am einfachsten färben. Verdünnen Sie die Farbe vorher etwas. Die Farblichtechtheit über die Jahrhunderte, vielleicht auch nur über Jahre, dürfte jedoch die Konservatoren vor Probleme stellen.

Die nachfolgenden Rezepte sind u.a. dem Programm „Hexenküche“ und anderen Quellen entnommen. Dort werden die Zutaten zum Färben von Ostereiern verwendet. Die Farben sind nur zum Teil lichtecht und überstehen in der Regel keine Waschmaschinenwäsche. Manche Farben können mit ➥Kaliumaluminiumsulfat oder ➥Eisen-(II)-Sulfat fixiert werden. Ich habe auch Hinweise gelesen, dass die Farben durch Bügeln der gefärbten Stoffe haltbar gemacht werden. Die Tücher sollen nach dem Bügeln bei 30 Grad waschbar sein.

Naturfarbstoffe – Grundansatz

Geben Sie Blüten, Blätter oder anderen Färbemittel in destilliertes oder Regenwasser und lassen die Mischung einige Stunden stehen. Saftige Früchte oder Gemüse reiben Sie durch ein Sieb, Blätter zerreiben Sie im Mörser, Wurzeln werden geraspelt, Nussschalen mehrere Tage eingeweicht und der Sud verwendet.

Beim Auskochen von Farbe gehen Sie so vor:
Bringen Sie die Mischung zum Kochen. Die Farblösung wird nun 60 Minuten am leichten Sieden gehalten. Prüfen Sie ab und zu, ob der gewünschte Farbton erreicht ist.
Anschließend lassen Sie die Lösung abkühlen und filtern die Mischung mit einem Sieb oder Kaffeefilter ab.
Die Lösung kann eine Woche aufbewahrt werden.
Für längere Aufbewahrung empfiehlt sich ein Einfrieren der Lösung.
Zum Fixieren wird meist 🛒 ➥Kaliumaluminiumsulfat oder 🛒 ➥Eisen-(II)-Sulfat verwendet. Dieses wird kurz vor Verwendung in der Farblösung aufgelöst. Zur Haltbarmachung können Sie einige Tropfen 🛒 ➥ Para hinzugeben, das zur Haltbarmachung von Fruchtsäften erhältlich ist.

Beige/Gelb

Zutaten
Zutaten
Zutaten
  • Kurkuma
  • Rhabarberwurzel
  • Löwenzahnblätter
  • Birkenblätter
  • Färberkamille
  • Karotten
  • Gewürze wie Curry oder Gelbwurzel
  • Reseda (Färber-Wau)
  • Apfelbaumrinde
    Dazu findet sich ein Rezept bei ➥ Kremer-Pigmente

Blau

Zutaten
Zutaten

Blaulila

Zutaten
  • Blaubeeren
  • Rotkohlblätter
  • Brombeeren
  •  Blaubeeren
  • schwarze Johannisbeeren

Graublau

Zutaten
  • Holunderbeeren
  • Wasser

Braun

Zutaten
  • 20 g Kaffeebohnen (gemahlen)
  • 1 l Wasser

Dunkelbraun

Zutaten

Weitere Möglichkeiten:

  • Schwarzer Tee
  • starker Kaffee
  • weiche grüne Walnussschalen (länger einweichen, Sud verwenden)
  • Kastanien

Dunkelolivgrün

Zutaten

Rot

Zutaten

Lassen Sie 100g geschnittene Krappwurzel 16 Stunden in einem Kupfertopf in 5 Liter Wasser einweichen. Anschließend werden die festen Bestandteile mit einer Nylonstrumpfhose abgesiebt. Wird dunkelrot.

Zutaten
  • Traubensaft oder Rote Bete
  • Hagebuttentee
  • Rote Bete
  • Hagebutten
  • Kirschen
  • rote Paprika
  • Malventee, ➥Stockrose

Grau

Zutaten

Grün

Zutaten
  • 20 g Brennesselblätter
  • 1 l Wasser
Zutaten
  • 20 g Mate-Tee
  • 1 l Wasser

Hell-Olivgrün

Zutaten

Dunkelgrün

Zutaten
  • Mistel (Blätter)
  • Himbeerblätter
  • Brombeerblätter
  • Ebereschen-Blätter
  • Spinat
  • Brennnesselblätter
  • Petersilie

Hell-Rotbraun

Braune oder rote Zwiebelschalen

Weitere Möglichkeiten:

Birkenrinde

Zugaben zur Farblösung

  • Alaun intensiviert die Farbe
  • Eisennagel, Eisensalz verdunkelt die Farbe, insbesondere Grün und Gelb
  • Essig hellt die Farbe auf
  • Pottasche (🛒 ➥ Kaliumcarbonat) verstärkt die Farbe

Zugaben beim Schöpfen von Papier

Rosenblätter / Tulpenblätter

Rosenblätter abzupfen und trocknen lassen. Dann von beiden Seiten mit Fixierspray (evtl. Haarspray) besprühen. Rosenblätter in den Papierbrei geben.
Ergibt Papier mit rot / gelb / weiß / lila / orange Farbeinsprenkeln

Konfettipapier

Aus farbigem Papier mit dem Locher Konfetti herstellen oder fertiges Konfetti mit dem Papierbrei verrühren
Das gibt ein fröhliches Papier mit farbigen Punkten.

Papierservietten

Frisch geschöpftes Papier lässt sich auf einfache Art mit Serviettentechnik verschönern. Teilen Sie eine bedruckte Papierserviette und legen das dünne Bild auf das frisch geschöpfte Papier. Beide Teile verbinden sich ohne Klebstoff. Auf diese Weise hatte ich mit Schülern Weihnachtskarten hergestellt.

Selbst geschöpftes Büttenpapier, noch nass mit Serviettentechniek belegt.
Selbst geschöpftes Büttenpapier, noch nass mit Serviettentechniek belegt.

Kräuter (Geruchspapier)

Blätter von Basilikum / Thymian / Dill abzupfen und zerhacken oder Gewürz einstreuen. Mit dem Schneebesen oder Pürierstab verrühren.
Das Papier duftet angenehm nach frischen Kräutern, hat eine ungleichmäßige grüne Farbe und ist grün gesprenkelt.

Teeblätter

Tee kochen und die Teeblätter abgießen. Dann in den Papierbrei geben und mit dem Pürierstab verrühren
ergibt Papier mit grünen / braunen Farb-Einsprenklern

Kaffeepapier

Kaffeepulver und Papierbrei mit dem Pürierstab verrühren. Zerschnipseltes Filterpapier dazugeben und mit einem Schneebesen verrühren
Papier duftet nach Kaffee und ist kaffeebraun gefleckt

Currypapier

Curry zum Papierbrei geben und verrühren
Es entsteht gelbes Papier mit würzigem Aroma

Bindemittel

Farbpigmente werden mit Bindemitteln vermengt und damit auf dem Malgrund „festgeklebt“. Je nach Verfahren bzw. Mal- oder Drucktechnik sind andere Bindemittel verwendbar. Grundsätzlich werden wässrige und nichtwässrige Bindemittel unterschieden. Oft werden mehrere Bindemittel gemischt, man spricht von einteiligen, zweiteiligen oder mehrteiligen Bindemitteln. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die gebräuchlichsten Bindemittel. Für die genauere Beschreibung der Mittel siehe das Chemikalienverzeichnis im Buch (➥ Ausriss)

Wässrige Bindemittel

  • Agar-Agar
  • 🛒 ➥ Gummi arabicum
  • Fettfreier Quark plus Grubenkalk (– ) = Kasein
  • Kalk
  • 🛒 ➥ Kasein
  • Kaseinpulver — wird mit einer Lauge „aufgeschlos­sen“, meist mit Borax, Pottasche oder Soda. Kasein ist – wie alle anderen Naturleime – anfällig gegen Bakte­rien.
  • 🛒 ➥ Kaliwasser­glas
  • Eiweiß / Eiklar – wird unter längerer Lichteinwirkung wasserun­löslich
  • Eigelb
  • Tragant (feiner Pflanzenleim)
  • Tischler-Perlleim
  • Wasserglas
  • Zellulose-Leim

Nichtwässrige Bindemittel

  • reines Leinöl  = als Salatöl erhältlich
  • Leinöl-Standöl (Leinöl wird in einem offenen Gefäß der Luft und Sonne ausgesetzt, möglichst in Berührung mit Bleioxid (Bleistangen). Das Öl wird dabei dick­flüssiger. Denselben Effekt haben bleihaltige Farbpigmente. Lampenschwarz verzögert die Trocknung
  • gekochtes Leinöl (Verfahren im Buch beschrieben)
  • 🛒 ➥ Venezianisches Terpentin in Lösung
  • Mastix in Lösung
  • Helles Bienenwachs
  • Acryl (Kunstharz) — Kleinste Kunstharzkügelchen, die gleichmäßig in Wasser verteilt sind. Beim Verdunsten des Was­sers schlagen sie sich mit den Pigmenten auf dem Malgrund als poröse, elastische Schicht nieder. Acrylfarben sind nur gebrauchsfertig erhältlich.
  • Harz — wird in Terpentinöl gelöst.
  • Mastix
  • Dammar — Ähnlich wie Mastix
  • Terpentin
  • Wachs

Emulsionen

  • Tempera
  • 🛒 ➥ Kasein — ist in unverdünntem Zustand ein starker Emulgator
  • Eigelb und Eiklar oder Gummi arabicum mit Leinöl. Ein Eigelb nimmt etwa 75 cm³ Leimlösung und 150 cm³ ölige Substanz auf. Die Mi­schung wird am besten im Wasserbad mit etwa 25-30°C gerührt.
  • 🛒 ➥ Gummi arabicum und Harzessenz. Beim Emulgieren ergibt sich, falls der Pro­zess gelingt, ein eigenartiges, knackendes Geräusch.
  • Harzöl in Kasein. Gelingt relativ leicht.

Zusätze

  • 🛒 ➥ Ochsengalle — erleichtert feine Verteilung des Pigments, neutrali­siert Fettreste auf dem Untergrund, die die Haftung beeinträchtigen könnten.
  • Honig, Zucker­sirup, Glycerin –halten die Farbe länger feucht, verhindern das schnelle Eintrocknen.
  • Bor- und Ben­zoesaure Salze — Konservierungsstoffe
  • Bittermandelöl — Duftstoff für empfindliche Malernasen

Beispielmischungen

Kaltgepresstes Leinöl ist zur Farbmischung gut geeignet. Es ist im Lebensmittelhandel erhältlich.
Für Tiefdruckfarbe verwendet Hayter gekochtes Leinöl für „intaglio“-Farbe.
Das Öl wird hierzu 4-6 Stunden am Siedepunkt gekocht, es gibt eine heftige Oxidation, während der das Öl gewöhnlicherweise spontan zu brennen beginnt.
Feuergefahr! Feuerlöscher!
Wenn das Öl erkaltet, ist es grünlich, sehr viskos und hat den Geruch von „acrylic acid“.
„Litho varnish“, langsam trocknend, gibt Farben Dichte und Transparenz.

Weitere Farbzusätze

Linktipps

Bezugsquellen

🛒 ➜ Alaun Kalialaun Kaliumaluminiumsulfat

🛒 ➜ Eisenvitriol, Eisen-(II)-Sulfat

🛒 ➜ Blauholzextrakt

🛒 ➜ Färberwaid

🛒 ➜ Walnussblätter

🛒 ➜ Frauenmantelkraut

🛒 ➜ Krappwurzel

🛒 ➜ Schafgarbenkraut

🛒 ➜ Mistelkraut

🛒 ➜ Pottasche (Kaliumcarbonat)


Anmerkung:
Die Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript von 1997 und ist mit dem Buch nur noch in Ansätzen vergleichbar. Die Seiten dieses Webauftritts enthalten oft nur wenige, kurze Absätze.  Das Buch ist zweispaltig gedruckt, damit die Informationen zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält hauptsächlich „Input“ – die Website dient als ergänzender ‚Bildspeicher‘. 

Erhältlich ist das Buch in erweiterten 7.Auflage mit 232 DIN-A4-Seiten.

Wege zum Buch  

Sicherheitshinweis:
Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!
Die Rezepturen sind der (historischen) Fachliteratur entnommen, sind nur teilweise selbst getestet und können (Übertragungs-)Fehler enthalten.
Quellenangaben zur Herkunft der Rezepturen finden Sie im Buch. Ich empfehle dringend, sich vor Anwendung der Rezepturen stets die Etiketten, Warnhinweise und Anleitungen durchzulesen, die mit den Chemikalien geliefert werden und fachkundigen Rat einzuholen. Chemikalien (und auch Naturstoffe) können karzinogen, erbgutschädigend und gesundheitsschädlich sein. Verwenden Sie Handschuhe und weitere Schutzmaßnahmen wie Mundschutz etc.

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