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Chemische Vorbemerkung
Das von Poitevin entwickelte Chromatverfahren / Chromgelatineverfahren beruht darauf, dass Papier, mattierte Spiegelglasscheiben oder dergleichen mit einer durch Kaliumdichromat lichtempfindlich gemachten Leim-, Gelatine- oder Eiweißschicht überzogen und unter einem photographischen Negativ belichtet werden. Belichtete und unbelichtete Stellen verändern sich derart, dass erstere Druckfarbe annehmen und letztere diese abstoßen. Auf diesem Prinzip beruhen Bromöldruck und Lichtdruck. Außerdem härten Kolloide, die mit Chromsalzen versehen werden, beim Belichten aus und werden gegen Säure widerstandsfähig. Wird die Schicht mit Farbstoffen wie Kohle versetzt, enstehen beim Auswaschen Halbtonbilder.

Kolloide sind Stoffe, die in Gel- oder Solzustand vorhanden sind und Riesenmoleküle bilden: Eiweiß, tierische oder pflanzliche Leime, z.B. Fischleim, Schellack (Blaulack-Kopie), Polyvinylalkohol (Rotlack- und Kunststoffkopie) und Zelluloid. Das lichtempfindliche Salz ist meist Ammonium- oder Kaliumdichromat. Auch durch zitronensaures Eisen taucht in Rezepturen auf. Ammoniumdichromatschichten haben kürzere Belichtungszeiten.
Die Lichtempfindlichkeit im Chromgelatineverfahren können Sie durch Zusatz von Cerchlorid, Kupferchlorid, Eosinsilber, Halogensilber oder Quecksilberdampf steigern. Vorsicht! Quecksilberdämpfe sind hochgiftig!
Kolloide haben bei 60% relativer Luftfeuchtigkeit dir höchste Empfindlichkeit. Für die Messung der Luftfeuchtigkeit benutzen Sie am besten ein Hygrometer.
Das Chromgelatineverfahren
Für das Chromgelatineverfahren bestreichen Sie die Platte mit Gelatine-Dichromat-Mischung, das wegen seiner Lichtempfindlichkeit im Dunkeln trocknen muss. Durch das Belichten erfolgt eine Härtung der Gelatineschicht an den Stellen, die dem Licht ausgesetzt waren, d. h. die Chromgelatine bindet bei Belichtung wasserunlöslich ab. Durch Entwickeln und Auswaschen mit warmem Wasser werden die unbelichteten Stellen ausgewaschen und zur Ätzung frei. Beim Ätzen löst sich nach und nach die Gelatine weiter ab, so dass die am stärksten belichteten Stellen am stärksten geätzt werden. Die Ablösegeschwindigkeit kann durch Härten der Schicht vermindert bzw. verhindert werden.
Herstellung der Schicht
Beschichtung:
Lösung 1:
- 100 g Gelatine
- 500 ml dest. Wasser
- 10 g Türkisch-Rotöl
Lösung 2:
- 150 ml dest. Wasser
- 20 g Kaolin
Lösung 3:
- 200 ml dest. Wasser
- 15 g Ammoniumdichromat
- 15 g Kaliumdichromat
Entwicklerlösung:
- übermangansaures Kali
- Schwefelsäure
Härterlösung:
- Alaunfixierbad mit Chromalaun
oder Brenzkatechin und Hydrochinon
oder
Ansatz:
Weichen Sie 100 g Gelatine in 500 cm3 destilliertem Wasser ein lösen sie zusammen mit 10 g Türkisch-Rotöl im Wasserbad (nicht über 60° C) auf.
Schwemmen Sie 20 g Kaolin in 150 cm3 destilliertem Wasser auf und geben das Ganze zur Gelatinelösung hinzu.
Lösen Sie 15 g Ammoniumdichromat und 15 g Kaliumdichromat in 200 cm3 destilliertem Wasser und geben es zum vorherigen Gemisch.
Hinweise:
Reinigen Sie die Platte mit Schwefelsäure und tragen diese Chromgelatine noch warm im Halbdunkeln auf die Platte auf. Am gleichmäßigsten gelingt dies, wenn die Platte auf einem Teller rotiert. Sie gießen die Gelatine auf und verteilen sie gleichmäßig durch Schleudern. Beim Pinselauftrag muss der Aufstrich der Chromgelatine einfach und dünn sein. Da die Gelatine sofort zu gelieren beginnt, dürfen Sie nicht mehrfach über dieselbe Stelle streichen.
Die Schicht soll im Dunkeln etwa 24 Std. trocknen. Ein Koffer, einen Spaltbreit zur Luftzufuhr geöffnet und mit einem Tuch abgedeckt, eignet sich als Behelfsdunkelkammer.
Belichtung:
Ein Baustrahler mit 500 Watt ergibt wenige Minuten Belichtungszeit. Je höher der UV-Anteil der Lampe ist, umso kürzer ist die Belichtungszeit. Die Belichtung von Dichromatschichten im Chromgelatineverfahren erfolgt am besten mit speziellen Leuchtstoffröhren, die ein Emmissionsmaximum von 420 nm haben.
Auslösen der Chromgelatine:
Standardmethode:
Reiben Sie mit einem Schwamm und beinahe kochendem Wasser die nicht abgebundene (nicht ausgehärtete) Chromgelatine ab.
Schnellverfahren:
Lassen Sie übermangansaures Kali 5 min lang auf die Platte einwirken und übergießen die Platte dann mit technisch reiner Schwefelsäure, die Sie zur Hälfte mit Wasser verdünnt haben. Die Gelatine wird abgeschwemmt.
Härten der Gelatine
Sie gerben die Gelatine im Härtefixierbad. Es kann aus verschiedenen Mitteln bestehen:
- Saures Alaunfixierbad härtet die Gelatine durch Zusatz von Chromalaun
- Brenzkatechin und Hydrochinon haben bei einem Ansatz ohne Sulfit ebenfalls eine gerbende (härtende) Wirkung auf Gelatine.
- 25 ml 37%-ige Formalinlösung in 1000ml H2O
(Gift! Frischluft!)= 3%-ige Formalinlösung - 2%-ige Ammoniumdichromat-Lösung. Weitere Verfahren und Techniken im Buch.
Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript vom Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien 2004. Die Website besteht ebenfalls seit 2004 – sah damals allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Diese Website ist mit der gedruckten Auflage nur in Ansätzen vergleichbar, enthält weniger Informationen als das Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten. Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen. Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die Kapitel der Website zum Teil nur wenige Absätze enthalten, hat das Buch aktuell 232 zweispaltig und mit minimalem Rand bedruckte Seiten. Nur so passen die zahlreichen Informationen noch zwischen zwei Buchdeckel. Im Buch finden Sie wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.
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