Camera Obscura / Pinhole

Bau einer Camera Obscura

Für die Erklärung, wie Fotografie funktioniert, hatte ich aus Pappkartons “ Pinhole – Kameras“ hergestellt, die (zumindest für die Betrachtung) erstaunlich gut funktionieren.

Camera obscura

 

Camera Obscura box18thCentury
Camera obscura als Zeichengerät – By unknown illustrator (18th Century Dictionary Illustration) [Public domain], via Wikimedia Commons

Modell I – Großer Karton als begehbare Camera Obscura

Die einfachste Lochkamera (Pinhole) ist ein großer Karton.
Sucht eine Kiste oder einen Karton, der groß genug ist, dass man sich darin bewegen kann und die so dicht ist, dass kein Licht hineinfällt. Macht an einer Stelle ein Loch und ihr habt auf der gegenüberliegenden Wand ein auf dem Kopf stehendes Abbild eurer Umgebung. Wenn ihr euch die Mühe macht, eine Vergrößerungslinse zu finden, deren Brennweite der Schachtelbreite entspricht, wird das Ergebnis noch besser.

Auf die dem Fenster abgewandte Innenseite klebst du ein weißes Papier, auf der gegenüber liegenden Seite machst du in die Mitte ein möglichst kreisrundes Loch mit einem Durchmesser von ca. 1 cm. Den Karton stellst du so ins Klassenzimmer, dass das Loch Richtung Fenster zeigt. Der Karton funktioniert als Lochkamera – genauso wie unser Auge die Welt durch die Pupille auf der Netzhaut (auf dem Kopf stehend) abbildet.

Ich hatte dazu einen Transportkarton so aufgeschnitten, dass ich ihn über ein Kind (oder sogar 2) stülpen konnte und diese im Karton sitzen konnten. Auf Seite war mittig ein rundes Loch mit ca 0,5 cm Durchmesser geschnitten, auf der Innenseite ein weißes Papier als Projektionsfläche angebracht.
Das Loch sollte möglichst scharfkantig geschnitten sein – man kann auch ein Klebeband über den Karton kleben und daraus das Loch stanzen – den Lochstreifen aus einem Schnellhefter oder eine Unterlegscheibe verwenden. Je präziser das Loch, desto besser wird die Abbildung.

Der Karton wurde nun so im Raum platziert, dass das Loch zur Fensterseite zeigt. Im Karton war somit das gegenüberliegende Fenster – und die davor befindliche Landschaft – auf dem Kopf stehend zu sehen sind.
Eine alte Brille mit 1,5 Dioptrien – vor das Loch gehalten – lässt das Bild noch schärfer erscheinen.

Modell II – Raum als Camera Obscura

Ihr könnt natürlich auch die Fenster eures Zimmers mit schwarzem Karton abdunkeln und an einer Stelle ein kleines Blendenloch (das Pinhole) anbringen. Wenn ihr nun ihre Staffelei richtig postiert, habt ihr darauf ein getreues Abbild des Fensterausblicks.

1752 James Ayscough A short account of the Eye and nature of vision p30
James Ayscough, A short account of the eye, and nature of vision. Chiefly designed to illustrate the use and advantage of spectacles (London, 1752) via commons.wikimedia.org

Falls ihr bei der nächsten Sonnenfinsternis (im Jahr 2081) dabei seid, lasst die Jalousien runter und schaut auf den Boden. Wir konnten bei der letzten Sonnenfinsternis auf dem Boden unzählige Abbildungen von sich langsam verdunkelnden Sonnen sehen – weil die Jalousien an der Seildurchführung als Lochkameras fungierten ;-)=
Falls ihr das Klassenzimmer (oder den Physiksaal) lichtdicht abdunkeln könnt, schaut, ob die Jalousie bereits ein Löchlein aufweist, das sich für physikalische Demonstrationszwecke mit einer Rundscheibe vergrößern lässt. Oder klebt die Fenster mit schwarzer „Silofolie“ zu. Damit wird der Raum zur „Camera Obscura“.

Modell III – Dosenmodell

Für den Selbstbau von Lochkameras für Schüler sind Dosen für Chips geeignet. Im Vorlauf genügend Dosen sammeln lassen. In den Boden ein Loch bohren, Schwarze Pappe zur Röhre formen, über die Öffnung Butterbrotpapier als Mattscheibe spannen, mit einem Gummi befestigen und diese in die Dose stecken und als „Teleskopauszug“ nutzen. Funktioniert auch mit Konservendosen. Habe fertisch Kamera.

Modell IV – Unterlegscheiben-Modell

Blick auf die Mattcheibe (Pergamentpapier) der Unterlegscheiben-Lochkamera. Pappkiste, Abdunklung mit Müllsack. Eigenes Bild © Wolfgang Autenrieth
Vorderseite der Unterlegscheiben- Lochkamera. Eigenes Foto © Wolfgang Autenrieth

Vorne wird ein Loch geschnitten und eine Unterlegscheibe als „Objektiv“ festgeklebt. Auf die Rückseite kommt Butterbrotpapier als Mattscheibe. Fertig.

Modell V: Überstülp-Modell

Lochkamera aus Umzugskarton mit kleinerem Loch, gebohrt in Kunststoff. Eigenes Foto, © Wolfgang Autenrieth
Aufsetzbare Lochkamera aus Umzugskarton. Eigenes Foto. © Wolfgang Autenrieth

Gegenüber der „Lochlinse“ ist im Karton ein weißes Papier aufgeklebt, worauf das Bild projiziert wird. Die „Kamera“ wird auf den Kopf aufgesetzt, man sieht „rückwärts“ – und alles auf dem Kopf stehend.

Modell VI: Fresnell-Linse aus dem Tageslichtprojektor

Dazu wird nur die Fresnell-Linse aus dem Tageslichtprojektor vorn auf den Karton geklebt, auf die Rückseite Butterbrotpapier als Mattscheibe. Durch die große „Öffnung“ der Linse ist sie sehr lichtstark. Eigenes Foto © Wolfgang Autenrieth

Es handelt sich dabei zwar nicht mehr um eine Lochkamera / Camera Obscura, aber damit lässt sich leicht und lichtstark (!!!)  demonstrieren, wie das Auge die Welt „auf dem Kopf“ – und zudem seitenverkehrt sieht. Die Linse ist groß genug und – da sie aus Kunststoff besteht – fast unzerbrechlich.
Sicherheitshinweis: Bevor der Lehrer die Fresnell-Linse aus dem Tageslicht-Projektor holt – diesen vom Netz trennen, damit kein neugieriges Kind beim Auseinanderbau an die Hochspannung greift.
Ebenso wichtig: Man muss sich merken (oder am Rand markieren) was an der Linse oben und unten ist – sonst muss man (beim Rückbau der Linse) den OH-Projektor danach zwei Mal zusammenbauen ;-)

Besser ist es natürlich, wenn der Hausmeister so ein altes Ding kurz vor dem Entsorgen zum Zerlegen freigibt. Die Kondensor-Linse im Tageslichtprojektor ist – nebenbei bemerkt –  eine Sammellinse mit 8-10 cm Durchmesser und durch die somit erreichbare Lichtstärke prächtigst für Kameramodelle geeignet ;-)

Belichten mit Pinhole-Kamera

Die Lochkamera muss man – um auf Film belichten zu können – entweder in der Dunkelkammer mit großformatigem Filmmaterial bestücken oder sich bei Verwendung von normalem Fotopapier mit einem Negativ als Ergebnis zufrieden geben (was auch einen eigenen Reiz hat).

Nimmt man Planfilm, Röntgenfilm oder Lithfilm muss das Procedere des Filmwechsels entweder im „Dunkelkammerzelt“ erfolgen oder man bereitet sich für die Rückwand der Kamera austauschbare Kassetten vor, die einen Schieber zur Vermeidung eines Lichteinfalls haben.

Hat man Planfilm verwendet, kann dieser auch zum Belichten von ➥ Cyanotypien oder anderer Edeldruckverfahren Verwendung finden.



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

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