Möglichkeiten zum Belichten von Edeldrucken
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Edeldrucke mit Sonne belichten
Belichten von Edeldrucken: Eine Zusammenstellung von Möglichkeiten und Geräten, die für die Belichtung mit UV geeignet sind:
Cyanotypien lassen sich bei normalem Tageslicht und mit kurzen Belichtungszeiten (ca. 3-10 Minuten in der Mittagssonne) belichten. Bei bedecktem Himmel kann sich die Zeit – abhängig auch von der Jahreszeit und dem „Bedeckungsobjekt (Film, Folie, Objekt, transparentes Objekt…) – auf bis zu einer Stunde und mehr ausdehnen
Tageslichtprojektor
In einem Tageslichtprojektor befindet sich als Lichtquelle eine lichtstarke Halogenlampe, die einen relativ hohen UV-Anteil abstrahlt. Legt man auf die Platte Gegenstände oder durchsichtige Materialien, kann man im Kontakt brauchbare Cyanotypien in ca. 8 Minuten belichten. Ein Nachteil ist, dass sich eventuell die Riffelungen der Fresnell-Linse auf der Kopie abzeichnen.
Auf kurze Distanzen – und mit sehr kontrastreichen Vorlagen auf Tageslichtfolie – habe ich auch Belichtungen auf Leinwand hergestellt. Die Belichtungszeiten bei 1 m Abstand lagen bei 30 Minuten – 1,5 Stunden, je nach Vorlage.
Gesichtsbräuner
Vorsicht – wegen sehr hohem UV-Anteil unbedingt eine UV-Schutzbrille verwenden!
Es ergibt sich eine kurze und exakt dosier- und wiederholbare Belichtungszeit. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Sonnenlicht.
Belichtungskasten
UV-Neon-Röhren für Gesichtsbräuner kann man auch separat als Ersatzteile erwerben und mit entsprechenden Haltern und Startern in eine Kiste einbauen, die als Deckel eine Glasplatte erhält. Nimmt man das Gehäuse eines defekten Druckers, sind Glasplatte, Deckel und Stromanschluss bereits vorhanden – und der Schrott wird „upcycelt“.
Belichtungskasten mit UV-LEDs
Als Deko oder für Diskotheken (Schwarzlicht) sind im Netz UV-LEDs in Meterware incl. Trafo erhältlich. Ich habe 10 Meter für knapp 20 € erworben. Die Bänder können im Abstand von 50 cm getrennt und per Drahtbrücke zu Schleifen verlötet werden und zum Belichten von Edeldrucken verwendet werden. Damit lässt sich ein Flächenbelichtungskasten herstellen.
Scanner/Kopierer
Hoch empfindliche Beschichtungen lassen sich auch mit einem Scanner belichten
Baustrahler
Baustrahler enthalten eine energiereiche Lichtquelle. Klemmt man die Vorlage in einen Rahmen mit Glasplatte, kann man diese vor den Baustrahler stellen und so belichten. Verwenden Sie dazu keine Glasscheiben aus Bilderrahmen. Diese sind eventuell mit einem UV-schutz versehen.
Computermonitor (LED)
Meine Versuche mit Computermonitoren (LED) zum Belichten von Edeldrucken sind bislang ohne Erfolg geblieben. Der UV-Anteil scheint sehr gering zu sein. Ein Belichtungsversuch mit mehr als 1 h Dauer brachte bei Cyanotypien keine Verfärbung. Für Fotopapier und Filme sind sie jedoch geeignet. Vorteil: Durch den Rasteraufbau des Monitors und die ebene Fläche wird die Druckplatte bei der direkten Belichtung gleichzeitig gerastert.
Röhrenfernseher
Alte Röhrenfernseher sind hochfrequente Elektronenstrahlröhren. Cyanotypien konnte ich damit jedoch nicht belichten. Dazu ist der UV-Anteil zu gering. Es gilt im übrigen, was ich für Computermonitore / LED-Displays geschrieben habe.
Kontaktkopie
• Ausdruck von Foto mit Laserdrucker / Tintenstrahldrucker (als Negativ ausdrucken) und belichten
• Fotocollage erstellen, abscannen, in s/w umwandeln, Negativ erstellen, aufbelichten
• Rötelzeichnung auf Folie / gewachste Zeichnung / geölte Zeichnung / geölter Kunstdruck
• Expressive Farbe mit dickem Pinsel auf Folie
• Buchstaben kurz nach dem Einfärben der Folie mit Stempel abheben (Schuldruckerei)
• Folienradierung eingefärbt
• Tragetasche mit Schrift-Aufdruck / gelber Sack
• Tapetenmusterbuch geölt — geölte Tapete
• gestempelte Buchstaben auf Folie
Negativ
• Transparent: Folie einfärben — Gegenstände in feuchte Farbe eindrücken, Farbe abheben / Röntgenbilder / Glasnegative (historische Aufnahmen) / 6*9-Negative
• Dicht: Scherenschnitt / Silofolie geschnitten / Papprahmen / Folie einschwärzen mit Dispersion, abschaben, abkratzen / Bilderrahmenglas einfärben, abschaben
• Laminierfolie ist an der Innenseite aufgeraut. Nach dem Auseinanderschneiden der beiden Folienteile lässt sich die Innenseite mit Acrylfarbe schwarz einwalzen und nach dem Trocknen mit Kratzwerkzeugen freilegen. Diese Technik entspricht dem
• Cliché Verre – dabei wird eine Glasscheibe schwarz eingefärbt und darauf mit der Radiernadel frei und leicht gezeichnet.
Projektion
• Tageslichtprojektor: 1 Meter Abstand ergibt eine Belichtungszeit von ca. 3 Stunden bei fotografischem Negativ. Einen A4-Negativ-Laserprint auf Folie konnte ich mit 9 Stunden Belichtungszeit auf Leinwände im Format 70×100 cm belichten.Belichtungszeiten von 5 Minuten, ½ bis 1 Stunde für aufgelegte Gegenstände (je nach Sauberkeit und UV-Anteil der Projektionslampe)
• Schatten: Kopf / Körper / Körperteile / Stuhl / Fahrrad / Schilf / Bambus / Glasscheiben
(im Sonnenlicht auflegen – dauert mit Kunstlicht zu lange … evtl. mit Baustrahler versuchen)
• „Schattenfänger“ (Schüler suchen interessante Schattenwürfe und halten diese mit Cyanotypie fest)
• Monitor auflegen / Spiegel-Reflexion / Leuchtreklame
• Camera Obscura / verdunkelter Raum mit Optik am Fenster (Raumkamera) (getestet – mehr als 6 h Belichtungszeit notwendig)
• Lichtspur: Spirograph mit Laserpointer / Sonnenspur durch Linsenoptik
• Beamer-Projektion (zu schwach) – auch nach 4 h ist nur ein schwaches Bild zu sehen – der UV-Anteil ist wohl zu niedrig.
• Baustrahler und Schattenwurf
Technisches
• Fixieren von Papierschnipseln, Konfetti etc mit Sprühkleber oder Kleister auf Glas oder Folie
• Fixieren von Spaltschnitten durch Einlegen zwischen Laminierfolie
Chemisch ablösen
• Beschichtung vor Belichtung teilweise abwaschen (Schwamm / Tuch / Abtupfen)
Chemisch vorbehandeln
• Vor der Beschichtung das Papier lackieren / mit Leim behandeln / ölen
Beschichtbare Oberflächen
– Weißer Leinwandstoff, Baumwollstoff (vor dem Beschichten als Kochwäsche waschen, damit die Appretur entfernt wird)
– Leintücher
– Malerleinwand (nur bedingt geeignet – billige Leinwände sind auf einem sehr grobmaschigen Stoff mit weißer Farbe vorgestrichen. Wäscht man diese ab, wird die Leinwand durchsichtig. Die Beschichtungen enthalten auch Kalk – und sind daher für Cyanotypien ungeeignet, da sich Berliner Blau in JKontakt mit Kalk zersetzt. Trick: Billigleinwand mit Cuttermesser abschneiden und rohe, unbehandelte Baumwolle oder Leinen darüber spannen
• weiße Baumwollshirts (Vorsicht! Nach dem Beschichten nicht mit normalen Waschmitteln waschbar – Berliner Blau färbt aus)
• Kupferdruckbütten (DAS Material der Edeldrucker)
• Holz ist nur bedingt geeignet, weil die Cyanotypielösung zu stark eingezogen wird und nicht mehr auswaschbar ist
Literatur
- 🛒➜Drucktechniken – Das Handbuch zu allen Materialien und Methoden
Vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage (2016) - 🛒➜Fotografie
Ein Handbuch der analogen Kreativtechniken - 🛒➜Fine Art Printing für Fotografen
Hochwertige Fotodrucke mit Inkjet-Druckern - 🛒➜Easy Digital Negatives
Historical and Alternative Photography - 🛒➜Experimental Photography
A Handbook of Techniques
Diese Onlineversion ist mit dem Buch nur noch in Ansätzen vergleichbar. Sie dient als 'Appetithappen und ergänzender Bildspeicher' für das Buch. ➜ Das Buch ist erhältlich in der mehrfach erweiterten 7.Auflage ( ISBN 978-3-9821765-0-5 ) / Im Text weist der Einkaufswagen (🛒 ➜) auf Bezugsquellen (Affiliate-Links) hin. / Auch für Online-Veröffentlichungen gilt das Copyright! Inhalte dieser Website dürfen nur im üblichen Zitatumfang verwendet werden.
Quellenangabe ist obligatorisch: Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren – ISBN 978-3-98217650-5 / Zitiert aus der gekürzten Onlineausgabe: https://radiertechniken.de/ – gesehen am: