Porphyrographie
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Ein neues Cyanotypie-Verfahren
Für die Porphyrographie wird die „Neue Cyanotypie“ angewendet. Damit beschichtet man Glasplatten, die für Großformatkameras oder Pinhole-Kameras benutzt werden können. Die Schicht ist lichtempfindlicher als die herkömmliche Cyanotypie, ergibt jedoch ebenfalls blaue Ergebnisse. Die Porphyrographie ist ein Trockenplattenverfahren für die Langzeitbelichtung, bei dem eine Linsenkamera und eine lichtempfindliche Beschichtung auf Eisenbasis verwendet werden.
Es entstehen dabei positive transparente Bilder auf den Glasplatten. Die Porphyrographie ist aufgrund ihrer relativ einfachen Technik und der Verwendung kostengünstiger Chemikalien interessant. Ein besonderer Aspekt ist jedoch, dass keine Dunkelkammer benötigt wird. Das dabei verwendete lichtempfindliche Eisensalz reagiert nur auf UV-Licht, sodass das Mischen der Chemikalien, die Vorbereitung der Platten und die Entwicklung unter normalen künstlichen Lichtbedingungen durchgeführt werden kann.
Nach ➥ alternativephotography.com/porphyrography
Vorbereitung der Glasplatte
Die Glasplatte muss – damit die lichtempfindliche Lösung nicht abschwimmt – mit einer Haftschicht versehen werden. In der oben angegebenen Quelle wird Pfeilwurzelmehl dafür empfohlen. Dazu werden 3 gr ➥🛒Pfeilwurzelmehl in 100 ml Wasser gelöst. Im Wasserbad wird diese Lösung unter ständigem Rühren vorsichtig erwärmt, wobei das Wasser nicht kochen darf. Die Lösung dickt dann ein und wird milchig-weiß. Die Lösung muss bei dieser Temperatur gehalten und warm aufgetragen werden. Dazu wird etwas Lösung in die Mitte der platte gegeben und diese mehrmals gekippt, ohne dass die Lösung über den Rand hinaus läuft. Erst, wenn alle Kanten erreicht sind, lässt man die überschüssige Lösung über eine Ecke abfließen. Anschließend lasen Sie die Platte waagrecht ca. 12 Stunden trocknen.
Lichtempfindliche Lösung:
- 100 ml destilliertes Wasser
- 10,2 g Ammoniumtrioxalatoferrat(III) – Ferric Ammonium Oxalate (FAO) auflösen
- 3 g FeCl3 (Eisen-III-Chlorid) langsam und vorsichtig unter Rühren zugeben
- In einer Braunglasflasche einige Stunden absetzen lassen. Am Boden setzt sich ein Schlamm ab
- Durch einen angefeuchteten Kaffeefilter in eine neue etikettierte braune Flasche filtern
Beschichten mit lichtempfindlicher Lösung
Bereiten Sie eine flache Schale vor, die etwas größer als die zu beschichtende Platte ist und geben so viel Lösung hinein, dass die Platte, wenn sie später dazugegeben wird, damit bedeckt wird. Gießen Sie die Lösung NICHT auf die beschichtete Platte – die Haftschicht wird weich und könnte dadurch abgeschwemmt werden. Lassen Sie die Platte etwa 30 Sekunden in der Lösung und heben sie danach flach und schräg über den Rand aus dem Schälchen und lassen überschüssige Lösung vorsichtig über eine Ecke abtropfen. Danach legen Sie die Platte auf eine Papierserviette, damit die Restlösung der Rückseite aufgesaugt wird. Trocknen Sie die platte, indem sie diese von unten erwärmen – mit einer Herdplatte oder Spiritusflamme. Die Platten sind anschließend 3-4 Tage verwendbar.
Die Lösung selbst bleibt ca. 1 Jahr benutzbar.
Berechnung der Belichtungszeit
Die Platte kann anschließend in einer Camera Obscura oder normalen Fotobox belichtet werden. Im o.a. Link, dem ich diese Informationen entnommen habe, werden 5 Faktoren genannt, die für die Belichtungszeit multipliziert werden:
a. Der Basisfaktor 1 beträgt bei Blende 2,5 ca. 96 Minuten.
b. Der Blendenfaktor wird nun durch Division errechnet: Verwendet man Blende 4, so ist der Blendenfaktor 4/2,5 = 2,56
c. Der Beleuchtungsfaktor wird in EV mit einem Belichtungsmesser gemessen. An einem wolkenlosen, sonnigen Tag beträgt der EV-Wert 15 – dieser Wert gilt als Faktor 1. Es gibt Handy-Apps für Fotografen, mit denen man den EV-Wert per Handy bestimmen kann. Beträgt der EV-Wert nur 7,5, muss der Wert mit dem Faktor 2 multipliziert werden.
d1. Der UV-Anteil des Lichts. Dieser ist Ausschlag gebend, da die Chemie nur auf UV-Licht reagiert. Der UV-Wert hängt vom Breitengrad und der Jahreszeit ab. Konstanz liegt ca. auf dem 47. Breitengrad (Faktor 1,35), Hamburg am 54. Breitengrad (Faktor 1,75). Die restlichen Orte in Deutschland dazwischen. Im o.a. Link finden Sie eine Tabelle für die Breitengrade.
d2. Dazu kommt der Jahreszeitenfaktor. Mai-September kann man mit Faktor 1 arbeiten, im Dezember mit 1,45.
Modellrechnung: Belichtungszeit = a*b*c*d1*d2
b= Blende 4 => Faktor 2,56
c= EV 7,5 => Faktor 2
d1 = 48.Breitengrad => Faktor pro Grad ca. 0,15 => 1,35+0,15 => Faktor 1,5
d2= UV-Faktor im März ca. 1,17
Belichtungszeit = a*b*c*d1*d2 = 96min*2,56*2*1,5*1,17 = 431 Minuten = ca. 7 Stunden.