Radierwerkstatt II
Themen dieser Teilseite
Die Druckwerkstatt mit Ätz- und Druckraum enthält zwei Bereiche:
Ätzbereich
Der Ätzbereich der Druckwerkstatt sollte mit einem handelsüblichen Dunstabzug versehen sein, um die Salpetersäuredämpfe abzuleiten – sofern mit Salpetersäure geätzt wird.
Die Arbeitsplatte lässt sich, wenn sie aus Kunststoff oder Glas besteht, leichter reinigen und ist nicht so empfindlich gegen Säure. Auf der Arbeitsplatte stehen Kunststoffwannen, die gut beleuchtet sind, damit Sie den ➜Ätzvorgang genau beobachten können. Den Arbeitstisch können Sie alternativ mit säurefester Folie oder „nackter“, unbesandeter Dachpappe sehr gut gegen Säure und Eisen-III-Chlorid schützen.
Druckbereich
Der Druckbereich der Druckwerkstatt sollte eine Einteilung haben, die dem Ablauf während des Druckens entspricht:
Das Wichtigste im gesamten Druckbereich ist gutes Licht. Die Anordnung der Bereiche sollte so gewählt sein, dass kurze Wege entstehen. Im Idealfall dreht sich der Drucker nur um und kann schnell mit der warmen Platte und dem feuchten Papier agieren. Je weniger Schritte beim Auflagendruck nötig sind, umso größer ist die Arbeitserleichterung durch die klug gewählte Raumaufteilung.
Es empfiehlt sich, für die einzelnen Arbeitsschritte unterschiedliche Arbeitsbereiche einzurichten:
Druckfarbenbereitung
Am Platz für die Druckfarbenbereitung mischen Sie die Farben, tragen Sie auf die Platte auf und wischen die Platte aus. Sie benötigen darunter ein Fach für Gaze, alte Zeitungen und Abfall. Wenn dieser Arbeitstisch mit einer dickeren Glasplatte, einem Marmorstein oder einem Lithographiestein aus Solnhofer Schiefer abgedeckt ist, können Sie die Farbe direkt darauf verspachteln und mischen. Diese Platte können Sie ab und zu mit Carborund aufrauen, so verschmiert die Farbe nicht.
Der Färbetisch sollte eine Tischhöhe von 60-70 cm haben (=Küchennorm). Er kann auch mit mehreren Lagen Zeitungspapier abgedeckt werden. Die Oberfläche sollte sich auf jeden Fall einfach reinigen lassen.
Heizplatte für den Farbauftrag
Die Heizplatte zum Erwärmen der Druckplatte steht am besten auf einem Schubladenschrank. Das feuchte Papier kann dann in einer Schublade untergebracht werden, in einer anderen Schublade können die vorgefertigten, bereits vorgeknickten Pappstreifen liegen, mit denen Sie das Papier angreifen, ohne es mit Fingerabdrücken zu verzieren.
Elektroherd
Eine Vorrichtung zum Erwärmen der Platte könnte so aussehen wie unten dargestellt. Selbstverständlich kann die Platte auch mit einem Gaskocher oder Spiritusbrenner von unten erwärmt werden, kühlt dann aber schneller und ungleichmäßig aus.
Erwärmplatte
Die Metallplatte erwärmt sich gleichmäßiger, wenn sie sie in etwa 2-5 cm Abstand zur Heizplatte aufhängen.
Bei meiner Selbstbau-Wärmeplatte verwende ich ein auf der Unterseite der Metallplatte festgeschraubtes, ausrangiertes Bügeleisen. Durch den Thermostaten ist die Erwärmung regulierbar. Die Stahlplatte besteht aus 8mm starkem Chrom-V2a-Stahl. (teuer, rostet aber nie)
Lampenerwärmung
Ein Gerät, doppelter Nutzen:
Die Aufschmelzkiste von Seite 41 (Buch) für Kolophonium stellen Sie auf den Kopf und besitzen somit eine Erwärmungsmöglichkeit für die Druckplatte.
Kupfer-“Dampfmaschine“
Preissig verwendete eine Methode, die sehr trickreich ist, da sie auf einfache Art ein Überhitzen der Platte vermeidet:
Er ließ sich vom Flaschner einen viereckigen Behälter zusammenlöten, der Wasser enthält und mit einem Sicherheitsventil versehen ist. Der Behälter wird von unten mit Gasflamme, Glutkohle oder Elektroherd erwärmt und hat – sobald das Wasser kocht – eine gewisse Zeit eine Temperatur zwischen 80-100°C.
Weitere Temperierungsmöglichkeiten
Beim Kapitel: Temperieren der Ätzflüssigkeit ab Seite 101 (Buch) sind noch weitere Möglichkeiten der Erwärmung aufgeführt.
Lager für gefeuchtetes Papier
Das Druckpapier für Tiefdrucke muss gefeuchtet sein, damit es die Farbe gut annimmt. Wie es gefeuchtet wird, habe ich auf Seite 118 (Buch) beschrieben. Der Lagerort sollte kühl sein und kann sich auf dem Boden zwischen zwei stabilen Glasplatten befinden.
Druckpresse
Der Druck des Kupferstiches und der Radierung verlangt einen bedeutend höheren Anpressdruck der Presse, als eine Spindel- oder Tiegelpresse liefern kann. Nur die Walzenpresse kann das feuchte Papier so in die Vertiefungen der Platte drücken, dass die Farbe herausgehoben werden kann.
Hier gibt es ➜mehr Informationen zum Drucken
Trockenrost / Druckablage
Die fertigen Drucke sind noch feucht und sollten möglichst nicht übereinander gelegt werden. Ein Schubladenschrank mit Schubladen aus Estrichgitter mit Holzrahmen kann in der Druckwerkstatt als Trocknungsschrank Verwendung finden. Zwischen den leicht feuchten Drucken sind Kleenex- oder Küchenrollenpapiertücher als Zwischenlagen hervorragend geeignet, billig und leicht zu handhaben.
Reinigungstisch
Der Reinigungstisch, Tischhöhe 60-70 cm =Küchennorm) sollte nicht neben dem Ätzbereich stehen. Säurespritzer könnten die fertigen Platten beschädigen. Weil am Reinigungstisch mit Lösungsmitteln gearbeitet wird, darf er auch nicht neben den Heizplatten stehen, um Verpuffungen der Lösemitteldämpfe zu vermeiden. (Brand- und Explosionsgefahr!)
Wenn Sie diesen Tisch mit einer Glasplatte abdecken, ist er viel leichter zu reinigen.
Reinigungskiste
Zur Reinigung der Platten verrät Hayter noch einen Trick aus dem Studio 17: Eine offene Kiste mit Sägemehl, das mit Lösungsmittel vermischt ist, bietet eine effektive Methode zur Plattenreinigung beim Auflagendruck. Im Studio 17 wurden die Platten mit einer Mischung aus Sägemehl und Kerosin gereinigt.
Vorsicht! Keine mit Terpentin oder Leinöl getränkten Lappen und Lumpen lagern! Terpentin und Leinöl (auch andere ungesättigte Fettsäuren) neigen zur Selbstentzündung!
➥ https://www.bfb-cipi.ch/brandverhuetungs-tipps/detail/selbstentzuendung
Ich rate dringend dazu, einen Feuerlöscher in greifbarer Nähe zu haben!
Bezugsquellen
🛒 ➜ Tiefdruckpresse. 300 x 600 mm, für Formate bis A3
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➜ Das Buch ist erhältlich
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Obligatorische Quellenangabe bei Zitaten: Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren – ISBN 978-3-98217650-5 / Zitiert aus der gekürzten Onlineausgabe: https://radiertechniken.de/ – gesehen am: