Fotokopie-Verfahren

Diese Direkt-Toner-Methode einer Fotoradierung mit Laserdrucker ist eine erstaunlich einfache Methode, fotografische Vorlagen auf eine Druckplatte zu übertragen. Der Toner aus Laserdruckern / Fotokopierern besteht aus Kohlestaub und Kunststoffpartikeln im Nano-Bereich, die den Toner durch Hitze auf dem Papier befestigen.

Man stellt nun eine Fotokopie auf dünnem, glänzendem Trägerpapier her. Geeignet sind Seiten aus dem „Spiegel“ oder anderen Zeitschriften mit dünnem, nicht saugendem Papier. Durch Bügeln mit dem Bügeleisen schmilzt der Toner vom Papier auf die Kupferplatte. Dort fungiert er dann als Abdecklack. Die Methode habe ich auf Youtube bei den Elektronikern entdeckt, die auf diese Weise gedruckte Schaltungen herstellen und ätzen:

https://www.youtube.com/watch?v=-L1i9SnYGaU

https://www.youtube.com/watch?v=NUN-oy2iw2Y
Interessant ist der Anfang, dann kommt etwas zum Platinenlayout, ab Minute 16 ist es für uns wieder interessant ;-)

Meine Erfahrungen

Zutaten:

  • Computer
  • Laserdrucker
  • dünnes Katalog- oder Zeitschriftenpapier
  • Bügeleisen
  • Alufolie
  • warmes Wasser mit Spülmittel

Aus dieser Liste wird erkennbar, dass es sich um eine ungiftige und relativ einfache Methode handelt, Strichzeichnungen auf die Platte zu übertragen. Rein theoretisch können damit auch Halbtonbilder übertragen werden, weil die Laserdrucker Bilder zum Druck aufrastern. Das feine Raster konnte ich jedoch bislang mit dieser Methode noch nicht gleichmäßig übertragen. Hier hilft nur experimentieren. Eventuell lag es bei mir an der Temperatur, dass die Tonerpünktchen entweder nicht hafteten und sich ablösten oder zur Fläche zusammengeschmolzen sind.

Ablauf

  1. Am PC wird ein Negativ der gewünschten Vorlage erstellt – falls man diese Vorlage als Abdecklack für eine Radierung verwenden will. Man erinnere sich: Bei der Radierung wird alles, was mit Lack geschützt ist, im Ergebnis weiß, weil keine Ätzung erfolgt. Nimmt man die nachfolgend beschriebene Technik zur Übertragung eines Bildes auf eine Materialoberfläche, (ohne Ätzung) benötigt man ein Positiv.
    (Nebenbemerkung: Ich verwende das Computerprogramm „GIMP“, das kostenfrei erhältlich ist und in der Funktionalität Photoshop erreicht – oder sogar übertrifft. Es stammt eigentlich aus der LINUX-Gemeinde. Ich verwende Linux seit einigen Jahren als Betriebssystem am Internetrechner – Viren werden vorwiegend für Windows-Systeme programmiert ;-) )
  2. Eine Seite aus einem Katalog oder aus dem „Spiegel“ wird mit Klebestift am oberen Rand auf ein Schreibmaschinenpapier geklebt. Das Schreibmaschinenpapier soll nur den Transport durch den Laserdrucker (bzw. Kopierer) gewährleisten. Das Katalogpapier muss möglichst dünn und glatt-glänzend sein. Es darf Farbe und Toner nicht aufsaugen. Womit die Seite bedruckt war – mit Schrift oder einer Abbildung – ist für das weitere Verfahren unerheblich. Wichtig ist: Das Papier muss glatt, glänzend und möglichst dünn sein – und die Tonerfarbe nicht aufsaugen, sondern nur auf der Oberfläche annehmen.
  3. Die Kupferplatte wird sorgfältig poliert und entfettet (Stahlwolle 000, Reinigungsbenzin, Aceton). Handschuhe sind empfehlenswert, damit keine Fettspuren auf die Platte kommen. Dort würde der Toner nicht haften.
  4. Nach dem Ausdrucken wird der Bogen vom Schreibmaschinenpapier getrennt und „mit dem Gesicht nach unten“ auf die Kupferplatte gelegt.
    Das Katalogpapier sollte etwas größer als die Druckplatte sein, denn dann kann es mit Scotch™ -Klebeband auf zwei Seiten um den Rand auf der Rückseite festgeklebt werden. Auf der Vorderseite darf kein Kleber aufgebracht werden, da dieser als Abdecklack fungieren würde.
  5. Für eine bessere Wärmeübertragung wird das „Paket“danach in Alufolie eingeschlagen.
  6. Das Bügeleisen stellt man auf mittlere Hitze (Zwischen Stufe 2 und 3 – bei drei Stufen) und bügelt 2-3 Minuten. Durch die Hitze schmilzt der Toner auf die Druckplatte.
  7. Nach dem Abkühlen (keine Schockkühlung!) legen Sie die Platte etwa 10 Minuten in warmes Wasser, bis die Zeichnung sichtbar wird und das Papier beginnt, sich ab- bzw. aufzulösen. Ein bis zwei Tropfen Spülmittel im Wasser unterstützen diesen Prozess. Nun kann man vorsichtig beginnen, das Papier „abzurubbeln“. Das Papier muss sich vollständig auflösen. Nur die Tonerzeichnung verbleibt auf der Platte.

Es gibt auch Lösungsmittel, mit denen der Laserdruck auf Metallplatten umgedruckt werden kann.


➥  Sitemap der Website (es sind 180 Teilkapitel online abrufbar)


Hinweis
Der Text dieser Onlineversion basiert auf einem Manuskript aus dem Jahr 1997 und ist nur ein „Appetithappen“. Die erste – bereits umfangreich überarbeitete – Buchauflage wurde 2004 veröffentlicht. Zeitgleich ging die Vorversion dieser Website (http://www.ätzradierung.de) online. Diese Website kann noch unkorrigierte Fehler enthalten. Machen Sie sich daher – besonders bei chemischen Abläufen – auch aus anderen Quellen kundig. Das Buch ist in der mehrfach überarbeiteten und korrigierten 7. Auflage 2020 erhältlich, umfasst 232 zweispaltig eng bedruckte Seiten, die mit wenig Rand formatiert sind. Das Buch ist kein „Bilderbuch“. Es bietet als Sachbuch „Input“.
➥ Wege zum Buch

Leseproben (PDF)

Inhaltsverzeichnis 

➥ Einleitung 

➥ Rezepturen+Ätzmittel

➥ Chemikalienverzeichnis

➥ Edeldruckverfahren