Definition und Geschichte

Vorbemerkung zu den Edeldruckverfahren

Als „Edeldruckverfahren“ werden Vervielfältigungsverfahren mit lichtempfindlichen Chemikalien bezeichnet, die vor allem von den Künstlerfotografen verwendet wurden (und werden). Es gibt Puristen, die fotografische Techniken und daraus abgeleitete Methoden als unkünstlerisch ablehnen. Aus dem Raum und der Ausführlichkeit, den das folgende Kapitel einnimmt, kann meine Position hierzu leicht abgelesen werden. Seit Man Ray und Maholy-Nagy sind poetische Aussagen mit fotografischen Techniken Fakt und anerkannt.

Fotografische Techniken erweitern den künstlerischen Spielraum durch Solarisation, Fotogramme, Glasgravur, Stroboskopbelichtungen von Bewegungsabläufen, Positiv-Negativ-Kombinationen, Collagen, Verzerrungen usw. Unter Radierern ist es vielfach üblich, „das Bild auf photographischem Weg auf die Platte zu übertragen, besonders zur Vorbereitung eines Farbdruckes von mehreren Platten.“

Historische Techniken

Im Prinzip funktionieren die Beschichtungsverfahren im modernen Tief- Flach- und Offsetdruck wie die historischen Techniken. Zunächst eine Übersicht. Die einzelnen Verfahrensschritte sind auf den nachfolgenden Seiten beschrieben.

Heliographie

(Helios= die Sonne, graphein= zeichnen, mit Licht zeichnen)
Im Prinzip gehen alle fotografischen Techniken auf das Experiment von Nicephore Niepce (1813) zurück: Er löste Asphalt in Lavendelöl und bestrich damit eine Metallplatte. Nach stundenlanger Belichtung in der Camera Obscura blieben die belichteten Stellen bei der Entwicklung mit ätherischen ölen unlöslich als Rest zurück. Es entstand ein Negativ.

Niepce table
Joseph Nicéphore Niépce, Das zweite uns bekannte Lichtbild von Niepce aus dem Jahr 1822. PD via Wikimedia.commons.org

 

Heliogravur

Die ➥ Heliogravüre ist ein weiterentwickeltes Edeldruckverfahren, das auf Chromatgelatine basiert. Erfinder der Heliogravur ist der Maler Karel Klíč (auch: Karl Klietsch)

Pigmentdruck

Der ➥ Pigment- oder Kohledruck wurde 1855 von Louis-Alphonse Poitevin erfunden. Poitevin arbeitete auf einer mit Kohle oder Farbpigmenten versetzten Kolloidschicht. Er erfand auch das Chromatverfahren.

Julia Margaret Cameron: Call, I Follow, I Follow, Let Me Die - Edeldruckverfahren: Heliogravure
Julia Margaret Cameron (1815–1879):Call, I Follow, I Follow, Let Me Die, 1867, Kohlepigmentdruck, PD via commons.Wikimedia.org

 

Gummidruck

Der ➥ Gummidruck – ebenfalls von Louis-Alphonse Poitevin  um 1858 erfunden – entsteht durch ein- oder mehrfache Belichtung auf Chromatgelatine.

Daguerreotypie

Die ➥ Daguerreotypie wurde vom französischen Maler Louis Daguerre maßgeblich entwickelt und war die erste kommerziell nutzbare Anwendung der Fotografie

Öldruck

Der ➥ Öldruck wurde von Emil Mariot im Jahr 1866 entwickelt. Er basiert auf einer oberflächlich mit Fettfarbe behandelten Kolloidschicht

Ölumdruck

Der ➥ Ölumdruck ist eine Weiterentwicklung des Öldrucks durch Sir William de Wiveleslie Abney, 1873

Autotypie

Die ➥ Autotypie, (auch Strichcliché), wurde 1882 von Georg Meisenbach erfunden.

Bromöldruck

Den ➥ Bromöldruck entwickelte ➥ Welborne Piper im Jahr 1907.

Bromölumdruck

Den ➥ Bromölumdruck entwickelte C.H.Hewitt 1909. Das photographische Bromsilberbild wurde gebleicht und gehärtet, sodass das Papier als Druckstock für weitere Abzüge verwendet werden konnte.

Carbrodruck

Der ➥ Carbrodruck, entdeckt  von H.F.Farmer 1919, ist ein Pigmentverfahren, das u.a. zur Herstellung farbiger Bilder verwendet wurde

Lichtdruck

Der ➥ Lichtdruck wurde 1850 von Louis-Alphonse Poitevin entwickelt und wird noch heute für hochwertigste Wiedergabe von Gemälden, Kunstblättern und Postkarten verwendet. Poitivin druckte zuerst mit einer gelatinebeschichteten Metallplatte. Der Durchbruch gelang, als die Metallplatte durch eine Glasplatte ersetzt wurde.

Offsetdruck

Der Offsetdruck ist ein idustriellverwendetes Flachdruckverfahren, bei dem die Druckplatten photochemisch beschichtet sind.

Rakeltiefdruck

Rakeltiefdruck Heute gebräuchlichstes industrielles Tiefdruckverfahren

Diese Entdeckungen führten letztlich zur Technik der Photolithographie, mit der heute Computerchips hergestellt werden.


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Quellenangabe ist obligatorisch: Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren – ISBN 978-3-98217650-5 / Zitiert aus der gekürzten Onlineausgabe: https://radiertechniken.de/ – gesehen am: