Themen dieser Teilseite
Historische Druckfarben
Die Druckfarben und Farbherstellung sind für das Endergebnis der Tiefdrucktechniken Ausschlag gebend.
Im Folgenden werden Farbstoffe und Bindemittel beschrieben.
Preissig nennt als Farben: gebrannte Siena, Karmin, Kobaltblau, Pariser Blau, helles Chromgelb, Gelblack, ungebrannte Siena, Umbra, Lampenschwarz, Kremserweiß und Mischweiß.
Gutenbergs Farbmischung um 1440 bestand weitgehend aus Ruß (17-22%) und Leinöl als Bindemittel. Diese Mischung bestimmt noch heute die Zusammensetzung Druckverfahren für die Tiefdruckverfahren. Füllstoffe und Mineralöle haben jedoch den pflanzlichen Anteil ersetzt. Umweltbewusste Drucker kommen zu den Wurzeln zurück, Wachse und pflanzliche Öle werden vermehrt auch im Zeitungsdruck eingesetzt.
Technische Druckfarben
Tiefdruckfarben
Es gibt für den Kupferdruck spezielle Druckfarben. Kupferdruckfarbe ist über Malergeschäfte, Künstlerbedarfshandel und Versandhandel fertig gemischt erhältlich. Die Farbe muss pigmentreich, lichtbeständig und leicht wischbar sein. Handelsübliche Kupfertiefdruckfarbe entspricht meist diesen Anforderungen. In Tiefdruckereien wird dünnflüssige, lösungsmittelhaltige Farbe mit hoher Trockengeschwindigkeit verwendet. Diese enthält das giftige Toluol. Die Farbpigmente müssen äußerst fein sein. Die meisten käuflichen Farben sind heute Wassertiefdruckfarben ohne Lösungsmittel. Ölfarbe kann nicht verwendet werden. Nach einiger Zeit schlägt das Öl aus den Druckfarben und es bilden sich Fettmonde auf dem Papier.
„kurze“ und „lange“ Farben
Tiefdruckfarbe bezeichnet man als „kurze Farbe“. Diese Bezeichnung kommt daher, dass beim Zusammendrücken der Finger mit Farbe und Auseinanderziehen nur relativ kurze Zeit bleibt, bis der Kontakt abreißt, während sich bei „langen“ Farben ein Fädchen bildet. Die richtige Farbkonsistenz ist für den optimalen Qualitätsdruck ausschlaggebend. Druckfarben müssen mit den Hilfsstoffen Firnis und Magnesia richtig „eingestellt“ werden. Zugabe von Firnis macht die Farbe „länger“, Magnesia macht sie „kürzer“ oder „strenger“ (trockener).
Farbpigmente
Wer sich die Farbe aus Pigmenten selbst mischen will, kann sich die Zutaten aus den folgenden Tabellen zusammenstellen:
Eine Warnung vorneweg:
Ich habe mich bemüht, herauszufinden, welche Farben giftig sind. Dabei bin ich jedoch auf Angaben in der Literatur angewiesen. Farben, die nicht als giftig gekennzeichnet sind, können es durchaus sein. Für den Umgang mit Farbpulver gelten die allgemeinen Regeln für den Umgang mit Chemikalien:
Stäube nicht einatmen, bei der Arbeit nicht essen oder rauchen, Hände und Kleidung schützen, kindersicher aufbewahren!
Linktipps
de.wikipedia.org/wiki/Colour_Index
de.wikipedia.org/wiki/Pigmente
de.wikipedia.org/wiki/Farbstoffe
de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Pigmente
Abkürzungen – Farbbeständigkeit
Lichtechtheit nach internationaler Wollskala:
- 8= hervorragend, 7=vorzüglich, 6=sehr gut, 5=gut, ……1= geringe Beständigkeit
Für Künstlerfarben, deren Ergebnisse länger als ein Pullover ansehnlich bleiben sollen, muss man Stufe 7 oder 8 verlangen. (bei Schmincke-Farben lauten die Abkürzungen **TTT=höchste, T=ausreichende Beständigkeit, andere Hersteller kennzeichnen mit Sternchen)
Abkürzungen – Giftigkeit
- += giftig, ++= sehr giftig
Abkürzungen – Herkunft
- nM= natürliche Mineralfarbe,
- kM= künstliche Mineralfarbe,
- syn.= synthetisch-organische Farbe
- org.= organische Farbe
BTW: Im Buch sieht die Tabelle besser aus … und erstreckt sich über vier Seiten.
Übersicht der Farbpigmente
Farbstoff | Chemische Zusammensetzung und Hinweise | lichtecht nach Wollskala | Giftig? | Herkunft | Deck/ Lasur |
---|---|---|---|---|---|
Ägyptisch Blau | Calcium- Kupfersilikat eines der ältesten künstlichen Pigmente | . | . | kM | . |
Alizarinrot | Siehe Krapplack | . | . | . | . |
Antimongelb | Nepalgelb, Hell, rötlich, Bleiantimonat, nicht in Kalk, Kasein oder Acryl, bleihaltig, antimonsaures Bleioxid, wird heute ersetzt durch Nickeltitangelb. | .
5 |
+ | kM | D |
Armenische Erde | Siehe Roter Ocker | . | . | . | . |
Arsengrün | Siehe Schweinfurter Grün | . | ++ | . | . |
Auripigment | Schwefelarsen, antikes gelbes Pigment, arsenhaltig, giftig! | . | ++ | nM | . |
Azurblau | Siehe Coelinblau oder Smalte | . | . | . | . |
Bariumgelb | Bariumchromat, krebserzeugend | . | ++ | kM | . |
Barytweiß | Permanentweiß, schwefelsaures Barium, Bariumsulfat | .
8 |
. | kM | . |
Bein-schwarz | Elfenbeinschwarz, durch Verkohlen tierischer Substanzen, Tierkohle, nicht in Kalk, Kasein oder Acryl | .
8 |
. | org.. | DL |
Bergblau | basisches Kupferkarbonat | . | . | nM | . |
Berggrün | Siehe Malachitgrün | . | . | . | . |
Bergzinnober | Siehe Zinnober | . | ++ | . | . |
Bister | ursprünglich Holzteer-Tinte, grünlichbraune Kreide, aber auch Wasserfarbe aus grünlich-brauner Buchenholzkreide | . | . | . | . |
Blaugrünoxid | Siehe Chromblauoxid | . | ++ | . | . |
BIeiweiß | KremserweißKohlensaures Bleioxid, basisches Bleikarbonat, lichtechte, gut deckende Farbe aus basisch kohlensaurem Blei, giftig, kann durch andere Weißpigmente ersetzt werden., nicht in Acryl, | .
7/8
|
+ | kM | D |
Böhmische Erde | Siehe Grüne Erde | . | . | . | . |
Bolleys Grün | Borsaures Kupfer | . | . | kM | . |
Bolus | rote oder weiße Tonerde, Grundierpigment | . | . | nM | . |
Brillantgelb | Mischfarbe | . | . | . | . |
Caput mortuum, violett | „Totenkopf“ (alte Alchemisten-bezeichnung) Blauviolettstichiges, dunkles Eisenoxidrot, Persischrot bzw. auch als Hämatit, Morellensalz | .
8 |
. | nM u. kM | D |
Casseler Braun | Siehe Kasseler Braun | . | . | . | . |
Chinacridonrot | Echtpurpur, Permanentrosa, Purpurrot, Echt-Krapprot, Rubinlack, Karmin, Karminlack, tiefrote Farbtöne, relativ gut deckend | .
8 |
. | syn.-org.. | . |
Chinesisch Gelb | Siehe Ocker | . | . | . | . |
Chinesisch Rot | Siehe Zinnober | . | ++ | . | . |
Chromate | Z.B. Barytgelb – alle Chrom-6-Verbindungen gelten als krebserzeugend! | . | . | . | . |
Chromblauoxid | Kobalt-Chrom-Verbindung | . | ++ | kM | . |
Chromgelb | Chromsaures Eisenoxid, darf nicht mit schwefelhaltigen Farben gemischt werden, gut deckend und lichtecht. | .
7 |
++ | kM | . |
Chromorange | Chromgelb-Abart, ist wegen Giftigkeit (krebserzeugend) nicht mehr im Handel | . | +++ | . | . |
Chromoxidgrün, feurig | Mittlergrün, Emeraldgrün, Pannetiersgrün, Chromoxidhydrat, nicht in Acryl |
8 |
++ | kM | L |
Chromoxidgrün, stumpf | Chromoxyd |
8 |
++ | kM | D |
Chromrot | basisches Bleichromat | . | + | kM | . |
Coelinblau | Kobaltstannat und Kobalt-Aluminiumoxyd, gute Deckkraft, gemahlenes Kobaltglas |
8 |
. | kM | DL |
Deckgrün | Mischfarbe | . | . | . | . |
Deckweiß | In vielen Fällen Lithophone, Zinksulfid | . | . | kM | . |
Diamantgrau | Mischfarbe | . | . | . | . |
Drachenblut | org. Farblack | . | . | org.. | . |
Echtgelb | Siehe Permanentgelb | . | . | . | . |
Eisengelb | Siehe Oxidgelb | . | . | . | . |
Eisenmennige | hauptsächlich Eisenoxid | . | . | kM | . |
Eisenrot | Siehe Oxidrot | . | . | . | . |
Eisenoxidrot | Siehe Oxidrot | . | . | . | . |
…mehr im Buch | . | . | . | . |
Färben mit Naturmaterialien
Dazu gibt es ein ➥ eigenes Kapitel
wp.radiertechniken.de/werkzeuge/faerben-mit-naturmaterialien/
Bindemittel
Farbpigmente werden mit Bindemitteln zu Druckfarben vermengt und damit auf dem Malgrund „festgeklebt“. Je nach Verfahren bzw. Mal- oder Drucktechnik sind andere Bindemittel verwendbar. Grundsätzlich werden wässrige und nichtwässrige Bindemittel unterschieden. Oft werden mehrere Bindemittel gemischt, man spricht von einteiligen, zweiteiligen oder mehrteiligen Bindemitteln. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die gebräuchlichsten Bindemittel. Für die genauere Beschreibung der Mittel siehe das Chemikalienverzeichnis im Buch
Wässrige Bindemittel
-
- Agar-Agar
- Gummi arabicum
- Fettfreier Quark plus Grubenkalk (– ) = Kasein
- Kalk
- Kasein
- Kaseinpulver — Kaseinpulver wird mit einer Lauge „aufgeschlossen“, meist Borax, Pottasche oder Soda. Kasein ist, wie alle anderen Leime anfällig gegen Bakterien.
- Kaliwasserglas
- Eiweiß / Eiklar — Wird unter längerer Lichteinwirkung wasserunlöslich
- Eigelb
- Tragant (feiner Pflanzenleim)
- Tischler-Perlleim
- Wasserglas
- Zellulose-Leim
Nichtwässrige Bindemittel
-
- reines Leinöl = als Salatöl erhältlich
- Leinöl-Standöl (Leinöl wird in einem offenen Gefäß der Luft und Sonne ausgesetzt, möglichst in Berührung mit Bleioxid (Bleistangen). Das Öl wird dabei dickflüssiger. Denselben Effekt haben bleihaltige Farbpigmente. Lampenschwarz verzögert die Trocknung
- gekochtes Leinöl (Verfahren im Buch beschrieben)
- Venezianer Terpentin in Lösung
- Mastix in Lösung
- Helles Bienenwachs
- Acryl (Kunstharz) — Kleinste Kunstharzkügelchen, die gleichmäßig in Wasser verteilt sind. Beim Verdunsten des Wassers schlagen sie sich mit den Pigmenten auf dem Malgrund als poröse, elastische Schicht nieder. Acrylfarben sind nur gebrauchsfertig erhältlich.
- Harz — wird in Terpentinöl gelöst.
- Mastix
- Dammar — Ähnlich wie Mastix
- Terpentin
- Wachs
Emulsionen
-
- Tempera
- Kasein — ist in unverdünntem Zustand ein starker Emulgator
- Eigelb und Eiklar oder Gummi arabicum mit Leinöl. Ein Eigelb nimmt etwa 75 cm³ Leimlösung und 150 cm³ ölige Substanz auf. Die Mischung wird am besten im Wasserbad mit etwa 25-30°C gerührt.
- Gummiarabicum und Harzessenz. Beim Emulgieren ergibt sich, falls der Prozess gelingt, ein eigenartiges, knackendes Geräusch.
- Harzöl in Kasein. Gelingt relativ leicht.
Zusätze
- Ochsengalle — erleichtert feine Verteilung des Pigments, neutralisiert Fettreste auf dem Untergrund, die die Haftung beeinträchtigen könnten.
- Honig, Zuckersirup, Glycerin –halten die Farbe länger feucht, verhindern das schnelle Eintrocknen.
- Bor- und Benzoesaure Salze — Konservierungsstoffe
- Bittermandelöl — Duftstoff für empfindliche Malernasen
Beispielmischungen
Kaltgepresstes Leinöl ist zur Farbmischung gut geeignet.
Für Tiefdruckfarbe verwendet Hayter gekochtes Leinöl für „intaglio“-Farbe.
Das Öl wird hierzu 4-6 Stunden am Siedepunkt gekocht, es gibt eine heftige Oxidation, während der das Öl gewöhnlicherweise spontan zu brennen beginnt. (Feuergefahr! Feuerlöscher!) Wenn das Öl erkaltet, ist es grünlich, sehr viskos und hat den Geruch von „acrylic acid“.
„Litho varnish“, langsam trocknend gibt Farben Dichte und Transparenz.
Weitere Farbzusätze
- – Sonnenverdicktes Öl
- – Venezianisches Terpentin
- – Magnesia
- – Cobalt
Unterkapitel
Anmerkung:
Die Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript von 1997 und ist mit dem Buch nur noch in Ansätzen vergleichbar. Die Seiten dieses Webauftritts enthalten oft nur wenige, kurze Absätze. Das Buch ist zweispaltig gedruckt, damit die Informationen zwischen zwei Buchdeckel passen. Es enthält hauptsächlich „Text-Input“ – diese Website dient als ergänzender ‚Bildspeicher‘. Erhältlich ist das Buch mit ISBN 978-3-9821765-0-5 in der erweiterten 7.Auflage mit 232 DIN-A4-Seiten.
➜ Inhaltsverzeichnis der 7.Auflage zum Vergleich
➜ Zur Sitemap mit 180 Kapiteln
➜ Wege zum Buch
➜ Rückmeldungen zum Buch
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