Farbauftrag

Farben anmischen

Auf dieser Seite ist der Farbauftrag auf die Radierplatte beschrieben. Sie finden verschieden Wischtechniken und Möglichkeiten zur Varation des Plattentons, sowie Beschreibungen der Hilfsmittel.

Strichätzung, Kupferstich und Kaltnadel können Sie mit strenger Farbe drucken. Für Aquatinta und Mezzotinto „verlängern“ sie die Farbe mit etwas Druckverlängerungspaste bzw. Leinöl.
Am Drucktag spachteln sie etwas Kupferdruckfarbe auf eine dickere Glas- Marmor- oder Fliesenplatte und vermischen sie mit etwas Firnis oder Leinöl, bis eine homogene, schmatzende, zähe Farbpaste entsteht.
Hayter benutzt zum Zerreiben der Farbe einen Glas- oder Granitmörser. Ein Schwingschleifer, der langsam läuft, kann ebenso verwendet werden. Er darf nicht zu schnell schwingen, weil sich die Farbe durch die Reibungshitze eventuell überhitzt.

Tipp:  Waschpaste um die Fingernägel schützt vor Farbe, die kaum mehr zu entfernen ist.

Tamponherstellung

Mit einem Leder- oder Filztampon drücken Sie die Farbe in die Vertiefungen der angewärmten Druckplatte.
Den Tampon, auch Druckballen genannt, können Sie aus einem alten Fensterleder oder einem Lederquadrat einer alten Wildlederjacke herstellen. Sie umwickeln einen größeren Watteballen mit dem Leder und binden mit einer Kordel zusammen. Das Leder können Sie vorher durch Baden in dünner Natronlauge geschmeidig machen. Waschen Sie es danach gut aus. Auch ein Filztampon leistet gute Dienste. Sie stellen ihn her, indem Sie Filzplatten rollen und zubinden. Alte Seidenhemden geben den Grundstoff für Seidentampons, die Sie wie Filz rollen.

Farbe auf die Druckplatte auftragen

Erwärmen sie die Platte vorsichtig. Dadurch sinkt die Farbe in die Vertiefungen der Platte. Ist die Farbe durch das Erwärmen flüssig geworden, reiben sie sie mit dem Tampon vorsichtig noch etwas tiefer in die Rillen hinein.

Farbwalzen

Intaglio-rollers
By Halvard : from Norway. (A photo taken by Halvard from Norway.) [Public domain], via Wikimedia Commons, Klick ins Bild führt zur Lizenz

Farbwalzen haben folgenden Aufbau:
Sie sollten luftdicht verpackt oder in Leinöl aufbewahrt werden, damit sie nicht hart werden.

Wischen

Je schwächer die Ätzung ist, umso kühler muss die Platte beim nun folgenden Abwischen sein, damit die Farbe nicht aus den kleinen Vertiefungen herausgewischt wird.

Die überschüssige Farbe auf der Plattenoberseite entfernen Sie zuerst mit zerknülltem Zeitungspapier, Tüll, Stramin, Wischgaze, Musselin, Verbandmull alten Gardinen oder Nylonstrümpfen. Auch andere steife Mullgewebe oder Leinenstoffe sind geeignet. Dabei nehmen Sie zuerst das grobe, dann ein feineres Gewebe. Die Facette wischen Sie mit einem Stofflappen ab.

Koschatzky empfiehlt einen in Salzwasser getauchten Lappen. Am leichtesten lässt sich die gut erwärmte Platte wischen, dabei können jedoch zarten Töne verloren gehen. Strenge Farbe können Sie nur auf der erwärmten Platte auswischen. Nehmen Sie zum Abwischen keine wolligen oder faserigen Gewebe. Diese nehmen die Farbe aus den Vertiefungen.

Hier sieht man, wie der Plattenton gestalterisch eingesetzt werden kann – die Lichter wurden stärker gewischt:

Helleu XLI Le Sphinx
Paul-César Helleu (1859-1927): Le Sphinx, Kaltnadelradierung, ca.1900 Quelle: commons.wikimedia.org PD

Das beste Wischwerkzeug ist der Handballen, den man zwischendurch auf einem über das Knie gelegten Lappen abstreift. Wischen Sie von außen nach innen, um die Farbe von der Oberfläche in die Vertiefungen zu reiben. Soll die Platte sehr sauber gewischt werden, also kein Plattenton stehenbleiben, pudern Sie den Handrücken leicht mit Magnesia, Kreidepulver oder Talkum. Hayter empfiehlt „whiting“ (Kreide), um die Hände beim Auswischen zu reinigen. Sie können auch bereits beim Druck die Platte mit etwas Talkum „strenger“ machen, wodurch sie leichter wischbar wird. Auch zur Vermeidung von Blasen am Handrücken bei hohen Auflagen wirkt Magnesia Wunder.

In der Regel soll die Platte nach dem Wischen metallisch glänzen, aber in den Vertiefungen noch genügend Farbe enthalten.

Für eine absolut klare Plattenoberfläche empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Legen Sie die Platte auf die Wärmeplatte, die Farbe steigt durch die Erwärmung aus den Linien. Nun lassen Sie einen Nylonstrumpf oder Tüll sachte über die Platte gleiten. Die Farbe wird so um die Linien herum leicht verteilt und der Ausdruck wird samtartig. Erwärmen Sie die Platte nicht zu stark, zu große Hitze würde die Farbe festbrennen!

Tipp 1

Im Normalfall hat der Drucker nach der Plattenwischarbeit schwarze Hände und würde das gedruckte Blatt mit Fingerabdrücken verschönern. Wenn man zwei 4 cm breite Kartonstreifen in der Mitte knickt und als Zange verwendet, bleiben die Blätter beim Abheben von der Druckplatte sauber.

Tipp 2

Soll ein leichter Plattenton entstehen, überwedeln Sie die gewischte Platte mit einem heißen Tüllballen. Ebenfalls einen stärkeren Plattenton erhalten Sie, wenn Sie die Farbe etwas flüssiger nehmen, also etwas Firnis dazumischen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Platte kalt mit Stramin zu wischen.

Tipp 3

Legen Sie beim Stapeln der Druckbögen immer ein Makulaturpapier dazwischen, damit die Rückseite nicht verschmutzt.



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

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