Foto- Gummidruck

Vorbemerkung/ Materialbedarf

Die Vorgehensweise beim Foto-Gummidruck (Gummidruck dt., Gum bichromate engl. , Gomme bichromatée frz.) entspricht weitgehend der Herstellung des Pigmentpapiers, mit einigen wenigen Änderungen.

Junge Frau auf einer Wiese
Nicola Perscheid: Junge Frau auf einer Wiese, Gummidruck, um 1900, Quelle: commons.wikimedia.org

Um die Jahrhundertwende war der Fotogummidruck sehr populär. Das Papier wird mit einer Emulsion aus Gummiarabikum (daher der Name Gummidruck), Dichromat und meist erdigen Farbpigmenten beschichtet. Im Gegensatz zum Pigmentpapier belichten Sie das Papier mit einem Negativ im Kontaktverfahren. Dabei wird die Emulsion wie beschrieben an den belichteten Stellen gehärtet und somit wasserunlöslich, während sich die unbelichteten Stellen auswaschen lassen.

Zutaten

  • 35-40 g gepulvertes Gummi arabicum
  • 1 kleines Stück Kampfer – ich verwende Para = Konservierungsmittel für Fruchtsäfte. Kampfer kann Allergien auslösen!)
  • 15 g Kaliumdichromat
  • 15 g Ammoniumdichromat
    (besser Kaliumdichromat verwenden, da Ammoniumdichromat stark krebserzeugend ist)
  • Aquarellfarbe (Schmincke aus der Tube)

Papier

Geeignet für den Gummidruck sind etwas schwerere und rauere Papiere, da auf ihnen die Farblösung besser haftet. (ca. 200-300 g/ml )
Ein Vorkochen des Papiers verbessert die Maßhaltigkeit beim Mehrfarbendruck.

Günstiges Fotopapier für Inkjet-Drucker bekommen Sie im Bürobedarf. Das Papier hat bereits eine schnell trocknende, saugfähige Beschichtung und nimmt die Emulsion nur an der Oberfläche an. Dadurch benötigen Sie viel weniger Chemikalien, Entwicklung und Trocknung sind schneller. Der Reiz des Büttenpapieren verliert sich zwar, es entstehen jedoch auch neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Nebenbemerkungen

Fotopapiere, die ebenfalls eine Gelatineschicht als Emulsionsträger haben, sind oberflächenverleimte Papiere. Diese Verleimung an der Oberfläche verringert die Rolltendenz des Papiers. Darüber liegt eine Suspension aus Bariumsulfat (BaSO4), die ein Einsinken der Gelatineschicht in den Papierträger verhindert, die Oberfläche glättet und bei weißem Papier die Weiß-Rückstrahlung erhöht. Für den Gummidruck können Sie das Papier entsprechend selbst beschichten.
Unbarytierte Papiere (Naturpapiere) erhalten zur Aufhellung im Rohpapier einen Farbstoff (z.B. chamois) (Suspension?)

Les pommiers, Cantons de l'Est
By Nathalie Ampleman est originaire de Montréal au Québec. Elle habite depuis 2007 dans les Cantons de l’Est. Photographe de formation et artiste d’expérience, elle explore différentes techniques d’estampes photographiques. (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Herstellen der Emulsion

Ansatz der Gummiarabikumlösung

Lösen Sie 35-40 g gepulvertes Gummiarabikum bei 20°C in 100 ml destilliertem Wasser auf. (Im Fachhandel können Sie auch fertige Gummiarabikumlösung erwerben.)

Lassen Sie die Lösung ein bis zwei Tage stehen. Weil die Gummiarabikumlösung stark zum Sauerwerden neigt, muss sie konserviert werden. In der Literatur wird empfohlen 2,5g Quecksilberchlorid zur Konservierung in die Lösung zu geben. Ich rate davon ab, denn
Quecksilberchlorid ist hochgiftig!
0,2 g können bereits tödlich sein! Falls Sie damit arbeiten, bewahren Sie es für Kinder unerreichbar auf und verwenden Sie unbedingt Handschuhe!
In einem anderen Rezept wird Karbolsäure als Konservierungsmittel angegeben. Dieses ist weniger giftig, schädigt jedoch das Zentrale Nervensystem. Also auch hier: Vorsicht!
Welte empfiehlt zum Konservieren von Leimfarben die Zugabe eines kleinen Stückchens Kampfer: „Das löst sich nicht, aber es verdunsten davon allmählich geringe Anteile und wirken konservierend ohne die Nachteile der üblichen Karbolsäure-Zusätze.“

Für den Gummidruck gibt man dieser Lösung noch 5g Aquarell- oder Temperafarbe (Schmincke) aus Tuben bei. (Mit vier Lösungen gelb-magenta-cyan und schwarz und nacheinander aufgetragenen Beschichtungen und Belichtungen können farbige Abzüge von Farbauszügen hergestellt werden). Nehmen Sie soviel Farbe, dass sie gerade deckt, aber das Papierweiss noch zu sehen ist.

Zugabe der Sensibilisierungslösung

Mischen Sie die Gummiarabicumlösung und die Dichromatlösung zu gleichen Teilen. In einen schlanken Messzylinder zuerst die zähflüssige Gummiarabikumlösung, dann die Dichromatlösung, gießen in ein Glas um und vermischen das Ganze gut.
Bleibt beim Entwickeln Farbstoff auf der Schicht stehen, so müssen Sie die Menge an Gummi arabicum etwas erhöhen. Löst sich die Schicht zu schnell, sollten sie etwas weniger Gummilösung nehmen.

Gertrude Käsebier - The Bride - Google Art Project
Gertrude Käsebier (1852/1934): The Bride, 1902 [Public domain], Gummidruck Quelle: commons.wikimedia.org

Beschichten

Die fertige Flüssigkeit wird im Kreuzverband mit dem Pinsel im Halbdunkel oder bei gedämpftem Licht aufgetragen. Das Auftragen sollte nicht länger als 15 Sekunden dauern, da die Emulsion sehr schnell anzieht und der Pinsel die angetrocknete Oberfläche wieder beschädigen kann.

Trocknen

können Sie das Papier mit dem Fön

Belichten

Beim Gummidruck wird im Gegensatz zur Heliogravüre mit einem großformatigen Negativ belichtet. Papier und Negativ versehen Sie mit Passmarken, da beim Gummidruck die erste Belichtung in den seltensten Fällen sofort gelingt. Sie können dann durch nochmaliges Beschichten und Belichten die Farbstoffdicke erhöhen. Giese empfiehlt sogar eine Mehrfachbelichtung, wobei er die Zusammensetzung der Beschichtung für die Tiefenbelichtung („Kraftdruck“) und die Lichterbelichtung („Lasurdruck“) wie folgt variiert (Mengenverhältnisse zur Umrechnung):

Papier und Negativ legen Sie Schicht auf Schicht unter eine schwere Glasplatte und belichten mit einer Quecksilberdampf- UV-Lampe oder Filmleuchte. Den Abstand zwischen Lampe und Kontaktrahmen sollten Sie immer gleich halten, damit Sie die richtigen Belichtungszeiten ermitteln und notieren können. Sollten Sie den Abstand für andere Formate variieren, berechnen Sie die Belichtungszeit nach der Formel, die im Kapitel „Belichtungsmathematik“ angegeben ist.
In der Anfangszeit wurde als Lichtquelle die Sonne benutzt, die Ergebnisse sind jedoch nach Tages- und Jahreszeit sowie Wetterlage nicht vorherseh- und berechenbar.

Entwickeln

Das belichtete Papier lassen Sie zuerst mit der Schicht nach oben einige Minuten in einer Schale mit Wasser (18°C oder wärmer) schwimmen. Dabei trennt sich der Sensibilisator von der Emulsion als dünne gelbe Flüssigkeit.

Dann legen Sie das Papier sehr behutsam mit der Schicht nach unten in eine andere Schale mit frischem Wasser. Dabei darf die Schicht auf keinen Fall mit dem Schalenboden in Berührung kommen, da sie sich sonst ablösen kann. Während sich die unbelichteten Teile lösen, sollte immer wieder das Wasser gewechselt werden. Die ganze Prozedur dauert ca. 30-60 Minuten. Wenn die Belichtungszeit richtig war, ist die Entwicklung nach ca. einer Stunde abgeschlossen.
Um die Entwicklung zu beschleunigen, können Sie die Schale auch etwas schräg stellen und die Schicht mit Wasser übergießen und dabei einzelne Teile mit einem weichen Pinsel überwedeln.

Trocknen

Das Papier hängen Sie vorsichtig zum Trocknen auf.
Es ist danach sehr robust und dauerhaft. Für jede verwendete Farbe muss der Prozess erneut wiederholt werden.

PrimaVera1896RobertDemachy
Robert Demachy (1859-1936), „Prima Vera“ Gummidruck 1896, Quelle: commons.wikimedia.org

Bleichlösung

Zutaten:

  • 20 g Kalialaun
  • 10 ml konz. Salzsäure
  • 1 Liter Wasser.

Sollte das Papier gelblich sein so ist das Dichromat nicht vollständig ausgewaschen worden. Lösen Sie dann zwei Teelöffel Kalialaun in einem Liter warmen Wasser und lassen das Papier solange in dieser Lösung, bis der Fleck verschwunden ist.
Giese empfiehlt zur Klärung (damit die Bildweißen deutlicher werden) einen Ansatz von 20g Kalialaun und 10 ml konzentrierter Salzsäure auf 1 Liter Wasser.
Anschließend müssen Sie das Papier nochmals 30 min unter fließendem Wasser wässern. Bei einer Mehrfachbelichtung wird dieses Verfahren erst am Ende durchgeführt.
Werden bei der Mehrfachbelichtung Farbauszüge als Negative benutzt und als Pigment die Farbpigmente Gelb, Cyan und Magenta verwendet, können durch Übereinanderkopieren Farbdrucke hergestellt werden.



Anmerkungen:
Diese Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript aus dem Jahr 1997. Die erste – bereits stark erweiterte und überarbeitete – Buchauflage erschien im Jahr 2004.
Aktuell ist das Buch in der nochmals korrigierten und erweiterten 7.Auflage vom Jahr 2020 erhältlich. Während die einzelnen Seiten dieses Webauftritts oft nur wenige, kurze Absätze enthalten, ist das Buch aktuell zweispaltig und mit minimalem Rand auf 232 DIN-A4-Seiten bedruckt, weil die zahlreichen Informationen nur noch so zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält nur wenige Illustrationen, dafür umso mehr „Input“. Als ergänzender ‚Bildspeicher‘ dient dieser Onlineauftritt.

Die Website besteht auch seit 2004 – sah früher allerdings so aus: ➥ www.ätzradierung.de ;-). Mit der gedruckten Auflage ist die Website nur in Ansätzen vergleichbar, sie enthält nur einen Teil der Informationen vom Buch und kann nicht korrigierte Fehler enthalten.

Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!

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