Abgestufte Grautöne

Abgestufte Grautöne und partielle Mezzotinto erzeugen

Flächen zu gestalten, die abgestufte Grautöne enthalten, erreichen Sie auf verschiedene Weise. Eine Möglichkeit ist die ➥ Aquatinta. Eine weitere Möglichkeit ohne Ätzung, also auf mechanische Art, ist die ➥ Mezzotinto. Als „ Partielle Mezzotinto “ bezeichne ich Techniken, die ähnlich wie eine Mezzotinto entstehen, nur dass hierbei hell bleibende Stellen von vornherein ausgespart, ausgesprengt und bestenfalls nachkorrigiert werden. Es wird von hell nach dunkel gearbeitet.

Sandpapier-Aquatinta

Bei dieser Methode zur Herstellung von Radierungen behandeln Sie die Druckplatte mit Ätzgrund oder Vernis mou vor. Ein Schleifpapier oder Schleifpapierstücke mittlerer Körnung (30er-100er) legen Sie auf die Druckplatte und zwingen es durch die Presse. Wechseln Sie für bessere Ergebnisse das Schleifpapier mehrmals. Der Ätzgrund wird durchlöchert und die Säure kann die Druckplatte angreifen. Stufenätzungen sind ebenfalls möglich, weil sich die Druckplatte stellenweise wieder mit Abdecklack schützen lässt. Der erzielte Effekt wird etwas anders als mit Kolophonium. Bei der Sandpapiermethode entsteht ein echtes Punktraster, das durch die Dichte des Schleifpapiers bestimmt ist.

Der Nachteil der Sandpapier-Aquatinta ist, dass sie nicht so gut steuerbar ist, wie die Kolophonium-Aquatinta. Ein weiterer Nachteil: Auf den mit Sandpapier durchlöcherten Lack wird normalerweise die Zeichnung mit Abdecklack aufgebracht und dann stufenweise geätzt. Weil jedoch die Sandkönchen durch den Lack hindurch auch in die Druckplattenoberfläche gepresst werden, erhalten Sie reine Weißstellen nur, wenn Sie äußerst sorgfältig arbeiten und den Anpressdruck exakt einregulieren.
Der Vorteil sei auch nicht verschwiegen: Die so hergestellte Aquatintakörnung ist sehr robust und lässt 50 und mehr gute Abzüge zu.

Manière noire

Die Druckplatte decken Sie mit Ätzgrund ab und versehen sie mit engen Parallelschraffuren in horizontaler, vertikaler und diagonaler Richtung. Anschließend bringen Sie Ihre Zeichnung mit Lack und ätzen in Stufen wie bei einer normalen Aquatinta. Die Tonstufen sind ausgeprägter und es entsteht ein tieferes Schwarz als bei der Aquatinta. Die Parallelschraffuren lassen sich auch schnell und effektiv mit einer Drahtbürste zeichnen.

Quarzsand-Verläufe

Streuen Sie feinen Quarzsand auf, legen ein Wachspapier darüber und zwingen es durch die Radierpresse. Es ergeben sich verlaufende, steuerbare Tonabstufungen. Den Sand müssen Sie anschließend vorsichtig abwaschen.

Sand-Airbrush

Mit Druckluft, gepulvertem Feuerstein, Schmirgel oder Bleischrot können Sie verlaufend in die Druckplatte gravieren (sandstrahlen). Es gibt auch professionelle Sandstrahlbetriebe, die Autokarosserien vom Lack befreien, aber auch Ihre Kupferdruckplatte mit einem Korn versehen können.

Whiting-Methode

Hayter beschreibt ein Verfahren, mit dem er interessante Muster in die Druckplattenoberfläche ätzt:
Wenn Sie nach dem Putzen der Druckplatte mit Kreide diese nicht vollständig entfernen, sondern mit einem Fixativ einsprühen und mit Zitronensäure ablösen, ergibt sich beim nachfolgenden Ätzen ein interessantes Muster.

Fliegengitter-“Aquatinta“.

Statt Leinen pressen Sie ein engmaschiges Fliegengitter auf und schaben nach der Ätzung Ihre Zeichnung heraus.

Seidenaquatinta

Pressen Sie auf einen ➥  Weichgrund– oder besser angewärmten Hartgrund ein Seidentuch sorgfältig und glatt auf. Die feine Struktur ergibt eine Rasterung der Druckplatte, die folgende Vorteile gegenüber der normalen Aquatinta besitzt. Diese Art der Grundrasterung der Druckplatte verwendet prinzipiell auch der technische Tiefdruck.
Sie hat eine höhere Standfestigkeit gegen Verletzungen
Die Auflage kann gesteigert werden, weil die Stege sich nicht so leicht abnutzen.

Spritztechniken

Gespritztes oder gepulvertes Korn

Ein Aquatintakorn aufzusprühen kann in mehrfacher Hinsicht sinnvoll sein:
Weil die Druckplatte nicht erwärmt werden muss, können Sie größere Flächen auf einer Vernis-mou-Druckplatte nach dem Aufpressen von Texturen körnen. Sie vermeiden es, die Wachsbeschichtung einer Druckplatte durch das nachträgliche Aufschmelzen einer Aquatinta zu beschädigen.
Damit sind Verläufe möglich.

Sie spritzen mit der Fixativspritze oder Airbrush oder Spraydose Partikel auf die Druckplatte, evtl. durch Schablonen hindurch. Mit der Airbrush gespritztes Korn ist evtl. zu fein. Mit Zahnbürste und Sieb gespritzes Korn hat eine gröbere Struktur.
Es handelt sich um ein Negativ-Verfahren, d.h. es wird um das Korn herum geätzt. Je mehr Korn, desto heller druckt die Druckplatte.

Gespritzte Aquatinta aus Sprühlack

Teile, die hell bleiben sollen, decken Sie ab. Dann spritzen Sie anstelle von Kolophonium-Staub einen Nitrolack mit der Fixativspritze auf. Wichtig ist dabei, dass keine geschlossene Lackfläche entsteht und keine Blankflächen bleiben, die dann ebenfalls keine Druckfarbe annehmen.
Eine Fixativspritze stellen Sie auf einfache Art aus einem Korken und zwei Strohhalmen her:

Normale Farbsprühdosen sind ebenfalls geeignet. Sie erreichen verlaufende Grauwerte durch dichtes oder weniger dichtes Abdecken. Sie können auch mit Schablonen arbeiten. Der Sprühlack lässt sich ebenso als Ätzgrund verwenden, in den Sie anschließend radieren. Wer im Besitz einer Airbrush ist, kann auch diese einsetzen.

Die gute alte Zahnbürste tut’s auch: Zahnbürste in Abdecklack stupsen, am Rand eines Siebes durch das Sieb hindurch über der Druckplatte abstreifen. Zuvor auf ein Blatt Papier spritzen, bis keine großen Kleckse mehr entstehen.

Gespritzter Kolophoniumlack

Kolophonium, das in Spiritus gelöst wurde, lässt sich mit der Zahnbürste oder Fixativspritze auf die Druckplatte spritzen. Damit Sie den Lack sehen, mischen Sie etwas Zeichentusche darunter.

Gespritzter Schellack

Wird Schellack mit Spiritus verdünnt, ist er ebenfalls spritzbar. Bereits konfektionierter Schellack ist im Heimwerkerbedarf als Holzschutz erhältlich. Reinigung der Geräte mit Spiritus.

Gespritzte Buchdruckfarbe

Indirekte Aquatinta: Sie spritzen mit Zahnbürste und Spritzsieb Buchdruckfarbe auf die Druckplatte (z.B. durch eine Schablone). Das aufgespritzte Korn wird mit Asphaltstaub oder Kolophonium eingestäubt , eingebrannt und nach dem Einbrennen geätzt.

Gespritzte Ätztusche

Eine Mischung aus Ätzmittel, Tusche und Gummi arabicum können Sie mit der Zahnbürste und dem Spritzsieb spritzen. Feinste Verlaufsübergänge sind dadurch möglich. Die Säurekonzentration muss jedoch höher sein als im Ätzbad.
Achtung: Ihre teure Airbrush- Pistole würde mit dieser Lösung verstopft und zerstört! Bedenken Sie, dass Sie bei dieser Technik Säure versprühen und treffen Sie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen!

Weichgrund-Rasterkorn

Positivkorn

Decken Sie die Druckplatte mit Vernis mou ab, pressen grobfaseriges Papier oder Schleifpapier auf. Jedes Papier ergibt eine andere Körnung. Vor der Ätzung decken Sie entweder den Vernis mou teilweise ab oder lösen ihn ab. Sie können dazu z.B. mit mit Q-Tips in den Vernis-Mou zeichnen und ihn so von der Druckplatte abheben. Partien, die Sie wieder mit Vernis Mou geschlossen haben, bleiben weiß, abgelöste Partien erhalten einen leichten Ton.

Negativkorn

Walzen Sie ein faseriges Papier mit Vernis mou ein und drucken auf die Druckplatte um. Diese Technik können Sie mit Schablonen kombinieren, die Sie über das Vernis-Mou-Papier legen oder Sie machen aus dem Vernis-Mou-Papier selbst Formschnitte.

Aussprengverfahren ohne Aquatinta

Gummiarabicum – Lösung

Decken Sie die Druckplatte mit Abdecklack dünn und gleichmäßig ab. Lassen Sie danach die Druckplatte trocknen. Anschließend bestreichen Sie die Druckplatte mit einer Lösung aus 2 Teilen Gummi arabicum mit 1 Teil Wasser. Es erscheinen feinere und breitere Krakeluren. Weniger Wasser ergibt breitere Linien, mehr Wasser feinere Strukturen.

Weingeist- oder Krakeluren-Methode

Lösen Sie Kolophonium-Harz in Weingeist (Spiritus) auf und gießen diese Mischung auf die Druckplatte. Beim Verflüchtigen des Alkohols entsteht ein Netz von Sprüngen, durch die das Säurebad die Druckplatte angreifen kann.

Kolophonium-Lack

Eine Variante, bei der Sie Kolophonium in Alkohol lösen und mit wenig Wasser verdünnen, beschreibt Schober. Decken Sie mit einem breiten, absolut sauberen Pinsel mit dieser Mischung sehr schnell die entfettete Druckplatte ab. Legen Sie sie nach dem Trocknen in das Säurebad. Es entstehen moosartige Strukturen. Selbstverständlich können Sie Teile der Druckplatte vor der Ätzung mit normalem Abdecklack vor dem Absprengen schützen.

Krakeluren durch Überhitzen

Eine Netzstruktur erhalten Sie, wenn Sie die mit Abdecklack versehene Druckplatte mit zu großer Hitze trocknen. Dabei reißt der Ätzgrund auf und die Säure kann an den kleinen Rissen angreifen. Durch nochmaliges partielles Abdecken und Stufenätzung lassen sich auch hier verschiedene Graustufen erreichen.

Grautöne durch Krakeluren
Wolfgang Autenrieth: „Megakelvin“. Absprengtechnik (Krakelurenbildung) durch Überhitzen

Salz – und Zucker – “Aquatinta“ 1

Es ist ein Positivverfahren, das Korn wird geätzt. Je mehr Korn, je dunkler. Es können damit Grauwerte und Verläufe erzeugt werden, sie verwenden diese Technik als Aquatinta-Ersatz oder zur Mezzotinto-Vorbereitung.

Streuen Sie Salz oder Zucker auf einen zart aufgetragenen Wachsgrund gleichmäßig auf. Beim Erwärmen der Druckplatte sinkt das Salz durch den Abdecklack nach unten. Je dichter Sie das Salz streuen, desto dunkler wird der Ton.

Legen Sie nun die Druckplatte ins Wasser, löst sich das Salz auf und sie erhalten Löcher in der Schutzschicht, durch die die Säure angreifen kann. Diese Technik können Sie auch mit Schablonen kombinieren. Mit dieser Methode sind weiche Grauverläufe möglich.

Salz – und Zucker -“ Aquatinta“ 2

Auf den Weichgrund streuen Sie Zucker auf, legen mehrere Tücher und ein glattes Papier darüber und drehen das Ganze vorsichtig durch die Druckpresse. Dadurch wird der Zucker zur Druckplatte hindurch gepresst. Sobald Sie die Druckplatte in warmes Wasser legen, löst sich der Zucker auf und gibt die Druckplatte zur Ätzung frei. Durch mehr oder weniger dichtes Aufstreuen können Sie bei beiden Verfahren verlaufende Grauabstufungen erzielen.

Mehr Informationen

finden Sie im Buch:

  • Salz – und Zucker – “ Aquatinta“
  • Klebegrund- Technik nach Preissig
  • Variante mit Umdruck
  • Der zerbrechliche Grund
  • Asphaltlack
  • Kolophoniumlack
  • Ätzgrund mit Kolophonium
  • Zeichentechniken
  • Klebegrund- Technik nach Preissig
  • Variante mit Umdruck
  • Der Zerbrechliche Grund
  • Asphaltlack
  • Kolophoniumlack
  • Ätzgrund mit Kolophonium u.v.a.m.

Anmerkung:
Die Onlineversion basiert auf dem ersten Buchmanuskript von 1997 und ist mit dem Buch nur noch in Ansätzen vergleichbar. Die Seiten dieses Webauftritts enthalten oft nur wenige, kurze Absätze.  Das Buch ist zweispaltig gedruckt, damit die Informationen zwischen zwei Buchdeckel passen. Das Buch enthält hauptsächlich „Input“ – die Website dient als ergänzender ‚Bildspeicher‘. 

Erhältlich ist das Buch in erweiterten 7.Auflage mit 232 DIN-A4-Seiten.

Wege zum Buch  

Sicherheitshinweis:
Informieren Sie sich vor der Anwendung der Rezepturen unbedingt auch aus anderen Quellen! Beachten Sie das Kapitel ➥ Vorsicht Chemie!
Die Rezepturen sind der (historischen) Fachliteratur entnommen, sind nur teilweise selbst getestet und können (Übertragungs-)Fehler enthalten.
Quellenangaben zur Herkunft der Rezepturen finden Sie im Buch. Ich empfehle dringend, sich vor Anwendung der Rezepturen stets die Etiketten, Warnhinweise und Anleitungen durchzulesen, die mit den Chemikalien geliefert werden und fachkundigen Rat einzuholen. Chemikalien (und auch Naturstoffe) können karzinogen, erbgutschädigend und gesundheitsschädlich sein. Verwenden Sie Handschuhe und weitere Schutzmaßnahmen wie Mundschutz etc.

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