Handout zur Bauhaus-Fortbildung „Cyanotypie-Fotogramme“
Themen dieser Teilseite
Das Handout zur Lehrerfortbildung „100 Jahre Bauhaus – Cyanotypie-Fotogramme“ können Sie hier als Textdatei (docx) herunterladen:
➥ Bauhaus FOBI Photogramme Handout_1 (DOCX)
Benötigte Materialien
Cyanotypie-Fotogramme lassen sich mit folgenden „Zutaten“ herstellen:
- Aquarellpapier oder weißer, saugfähiger Stoff (z.B. Nessel von IKEA: 140 cm * 100 cm für 2 €, Stücke im Format A5 und A4) oder Photopapier für Tintenstrahldrucker oder Pappelsperrholz oder …
- Zutaten für lichtempfindliche Beschichtung (Cyanotypie):
50 gr grünes Ammoniumferrizitrat (keine Gefahrenkennzeichnung) in 500 ml dest. Wasser lösen
20 gr Kaliumferrizyanid = rotes Blutlaugensalz (keine Gefahrenkennzeichnung) in 500 ml dest. Wasser lösen - Sprühflasche oder weicher Pinsel zum Beschichten
- mehrere Tageslichtprojektoren oder Sonnenlicht
- Möglichst flache Gegenstände und Materialien (dicht oder durchsichtig)
– geschnittene Papiere, Zweige, geschnittene Folien, Salz …
– Gabeln, Löffel, Scheren, Stifte, Geodreieck, Spitzer…
– Folien, Kunststoffverpackungen, CD‘s, Flaschendeckel, optische Linsen… - Tageslichtfolien zum Auflegen der Gegenstände, falls möglich stabileres, durchsichtiges Acrylglas
- Zum Entwickeln: 2 (oder mehr) Wassereimer
1 Eimer mit Leitungswasser
1 Eimer mit Leitungswasser und einer Flaschenkappe 3%-iger Wasserstoffperoxidlösung zum Verstärken der Blaufärbung)
Themenstellung zum Thema „Fotogramme“
Gegenstände sollen zu einem ‚Schattenbild‘ als Cyanotypie-Fotogramme gruppiert werden. Die Gruppierung soll nicht zufällig, sondern geplant erfolgen. Konstruktionsmerkmale wie ‚Goldener Schnitt‘, Symmetrie oder ‚Umdeutung und Auflösung der Einzelgegenstände zu einer neuen Aussage‘ sollen beachtet werden. Beschichtung und Belichtung mit ungiftigem, selbst hergestelltem Cyanotypiepapier / Cyanotypiestoff / Solarpapier.
Vorbereitung der Cyanotypie-Fotogramme
Weil die Papiere/ Stoffe zur Belichtung der Cyanotypie-Fotogramme mindestens halbtrocken sein sollte damit sie nicht abfärben, empfiehlt sich die Beschichtung durch die Lehrkraft am Vortag oder früher.
Wassereimer zum Auswaschen bereit stellen
Tageslichtprojektoren vorbereiten
Pro Belichtung sind 10 bis 15 Minuten einzuplanen
– für 20 Schüler sind damit 6-7 Tageslichtprojektoren nötig
Die Belichtung kann auch (idealerweise) bei Sonnenlicht im Schulhof erfolgen (Belichtungszeit dann 8-12 Minuten, je nach Sonnenstand und Sonneneinstrahlung – der UV-Anteil ist entscheidend)

Foliencollage
Man kann auch Collagen aus transparenten Folien und Kunststoffabfällen erstellen.
Achtung: Damit die Schüler ihre Arbeiten später auseinander halten können, sollten auf Tageslichtfolie kleine Namensschildchen kopiert werden, die in die Collage eingefügt werden.
Dann besorgt man billigen, unbehandelten und ungebleichten Nesselstoff als Meterware – oder alte, weiße T-Shirts und tränkt diese im Halbdunkel mit Cyanotypie-Lösung, hängt das im Dunkeln zum Trocknen auf. (Achtung: Boden abdecken! Abtropfende Lösung gibt blaue Flecken!)
Nach den Trocknen in einem lichtdichten Karton kann man das lagern, bis die Sonne scheint. An diesem Tag wird die Transparent-Collage und der Nesselstoff/das T-Shirt zwischen zwei Kartons gelegt und alle begeben sich mit ihrem Objekt auf den Schulhof. Dort wird der obere „Lichtschutzkarton“ abgenommen und die Collage – je nach Jahreszeit und Sonnenstärke (UV-Anteil) 15-30 Minuten belichtet, danach wieder abgedeckt.
Anschließend kommt die „Stunde der Waschfrauen/Waschmänner“. Der Stoff muss nun mit Wasser ausgewaschen werden – das Wasser dabei mehrmals gewechselt werden.
Alternative: Man geht in die Gemeinschaftsdusche der Sporthalle und „braust“ das ab.
Wo genügend Licht zur Schicht durchkam, wird der Nessel blau, der Rest wird weggewaschen und bleibt weiß. Die Cyanotypielösung ist spottbillig und ungiftig.

Linktipps
➥ https://wp.radiertechniken.de/cyanotypie
➥ https://www.autenrieths.de/radiertechniken.html
➥ https://www.instagram.com/edeldruck_cyanotypie
➥ https://www.alternativephotography.com/a-good-starting-point-for-cyanotypes-learn-the-process/
Verlauf
- Einleitung: Beispiele der Kunstgeschichte:
Fotogramme von Moholy Nagy, Herbert Bayer, Man Ray… evtl. kurzer Abriss der Fotogeschichte - Welche Gegenstände können auf einem A4-Blatt für ein Schattenbild arrangiert werden?
- Schüler ordnen Gegenstände auf Tageslichtfolie (besser Acrylglas) oder direkt auf dem Tageslichtprojektor
- Belichtung (ca. 10-15 Minuten) im halbdunklen Raum auf OH-Projektor (Photopapier auflegen) oder im Schulhof bei Sonnenlicht (ca. 8-12 Minuten, Photopapier unterlegen), evtl. Regenschirme zum Abdunkeln/Abschotten der Sonnenstrahlung, damit „nacharrangiert“ werden kann.
- Auswaschen der unbelichteten Partien im Wasserbad (Halbdunkel)
- „Forcieren“ der Oxidation durch Auswaschen im Wasserbad, das einige Spritzer Wasserstoffperoxid enthält.
- Präsentation und Besprechung
- Trocknen
Beachtenswertes während des Unterrichts
Obwohl die Chemikalien ungiftig sind, gelten die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Chemikalien:
- Vinylhandschuhe verwenden
- nicht in den Augen reiben
- während der Arbeit nicht essen oder trinken
Die Cyanotypie-Lösung wird nach Trocknung und Belichtung wasserfest und dunkelblau. Es entsteht der Farbstoff „Berliner Blau“, mit dem preußische Uniformen gefärbt wurden und der Bestandteil von Tinte war (vor Erfindung neuer Farbstoffe). Es können Flecken in empfindlicher Kleidung entstehen, falls Spritzer der Lösung darauf treffen. Phosphathaltige Waschmittel oder „Tintenkiller“ zerstören den blauen Farbstoff. Es ist keine völlige Dunkelheit notwendig.
Vorbilder aus der Kunstgeschichte
Beispiele für künstlerische Fotogramme finden sich ab den 20er Jahren bei Lazlo Moholy-Nagy, Christian Schad (Schadogramme), Man Ray (Rayogramme), Alvin Langdon Coburn (Vortographien) sowie bei Künstlerfotografen, Dadaisten und Surrealisten und bereits Mitte des 19.Jhds. bei der Naturforscherin Anna Atkins. Erste Photogramme erstellte der Fotopionier William Henry Fox Talbot ca. 1860 als „Photogenic Drawings“
Alternativen zur Cyanotypie
Falls noch herkömmliche Fotochemie, Fotopapier und Dunkelkammer zur Verfügung steht, können die Photogramme damit auf ähnliche Weise hergestellt werden.
Weiterführung
- Überarbeiten mit Farbstiften oder Acrylfarbe
- Weißhöhungen oder weiße Linien mit Tintenkiller
- Spaltschnitte belichten
- Belichtung von Schrift auf Stoffbahnen
- „Abzüge“ von Folienradierungen erstellen
- Fotocollagen mit Fotokopierer auf Folie kopieren bzw. mit PC in Negativ wandeln, als Folie ausbelichten und dann aufbelichten
- große Gegenstände (Fahrrad) oder Menschen im Sonnenlicht auf Stoffbahnen aufbelichten
Weitere Kapitel zur Cyanotypie
- Cyanotypien in Schule & Unterricht
- Cyanotypie auf Leinwand
- Geschichte der Cyanotypie
- Berliner Blau
- Cyanotypie-Fotogramme – ein Handout
- Schattenrisse / Menschenschattenriss
- Chemigramme mit Cyanotypie
- Tonen von Cyanotypien I
- Tonen von Cyanotypien II
- Fotogramm / Rayogramm I
- Fotogramm II – Cliché verre
- Porphyrographie
- Cyanotypie-Galerie
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Obligatorische Quellenangabe bei Zitaten: Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren – ISBN 978-3-98217650-5 / Zitiert aus der gekürzten Onlineausgabe: https://radiertechniken.de/ – gesehen am: